Zoff ist reine Frauensache
Eine Umfrage hat ergeben, dass sich Frauen pro Jahr mehr als 18 Stunden streiten - doppelt so lang wie die Männer. Woran liegt’s?
München - Dem weiblichen Geschlecht wird gerne eine gewisse Zickigkeit nachgesagt. Deshalb dürfte folgendes nicht ganz überraschend sein: Frauen kriegen sich viel öfter in die Haare als Männer.
Rund 18 Stunden lang streiten sie sich im Jahr, das heißt: Für eine Frau geht quasi ein dreiviertelter Tag nur für Streitereien drauf. Die Männer bringen es dagegen auf gerade einmal 419 Minuten oder knapp sieben Stunden Zoff pro Jahr. Diese Ergebnisse gehen aus einer aktuellen repräsentativen Umfrage hervor, die das Forschungsinstitut TNS Infratest im Auftrag der Advocard-Rechtsschutzversicherung durchgeführt hat. Sie zeigt auch, dass Frauen nicht nur häufiger streiten.
Wenn bei ihnen die Fetzen fliegen, dauert das meist mehr als doppelt so lange wie bei den Männern.
Die genauen Durchschnittsdaten: Anzahl der Streits pro Jahr: Frauen: 54; Männer: 34; Dauer der Streits im Schnitt: Frauen: 20 Minuten Männer: zwölf Minuten
Doch woran liegt das? Sind Frauen tatsächlich streitsüchtiger als Männer? Nicht unbedingt, sagt Anja-Mareen Decker, Leiterin der Advocard-Rechtsabteilung, in Bezug auf die Auswertung der Studie. Sie ist der Meinung, dass Frauen und Männer eine unterschiedliche Wahrnehmung haben, was ein Streit ist und was nicht. Frauen empfänden eine kontrovers geführte Diskussion eher als unangenehmen Streit, während Männer solche Wortgefechte häufig noch nicht als Streitigkeit klassifizieren.
Frauen sind empfindlicher
Laut der Umfrage sind es auch unterschiedliche Dinge, die Männer und Frauen auf die Palme bringen. Während bei Frauen besonders der Umgangston die Musik macht und damit Streit auslöst, reagieren Männer vor allem allergisch auf nicht eingehaltene Zusagen – etwa auf Unpünktlichkeit. Besonders viel gestritten wird unter Berufstätigen, nach dem Motto: mehr Stress, mehr Zoff – das wird durch ein weiteres Umfrageergebnis bestätigt. So fliegen bei rund der Hälfte der Berufstätigen (48 Prozent) mindestens einmal in der Woche die Fetzen.
Unter den Befragten ohne Beruf sind es gerade einmal 37,7 Prozent. Jeden Tag zanken sich doppelt so viele Berufstätige wie Menschen ohne Job. Decker dazu: „Dass sich Berufstätige so viel häufiger streiten, zeigt: Der Berufsalltag mit viel Stress und vielen Reibungspunkten ist ein Nährboden für Streitigkeiten und Konflikte.“ Insgesamt wurden für die Studie 1017 Personen ab 18 Jahren befragt. Es wurde konkret untersucht, wie lange Streitigkeiten dauern und wer wie oft streitet.
Doch warum ist das für ein Versicherungsunternehmen so interessant? Daniel Giesemann von der Presseabteilung der Reschtsschutzversicherung „Advocard“ sagt dazu der AZ: „Als Experte für Streit interessieren wir uns auch im übergreifenden Sinne für die deutsche Streitkultur und dafür, wie und warum die Menschen in Deutschland streiten.“ Etwas gemeinsam hat die Streitkultur von Mann und Frau im Übrigen doch noch: Sie zoffen sich in jüngeren Jahren viel öfter als im Alter. Zwischen 18 und 29 Jahren kommt der Durchschnitts-Deutsche auf 75 Streits pro Jahr, mit 60 plus nur mehr auf 18 Stunden.
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