«Zimmer frei» stolpert kurz vor dem Jubliäum
Dass es nicht ganz leicht werden würde mit dem Satiriker Sonneborn, hätten sich die Macher der Sendung «Zimmer frei» denken können. Nun verzichten sie auf die Episode - eine von mittlerweile 500 in 13 Jahren.
Er habe «höflich auf die investigativen Fragen von Frau Westermann geantwortet», sagt Ex-«Titanic»-Chef und Vorsitzender der Partei 'die Partei' Martin Sonneborn. Nun sei er «irritiert, das hier rund 250.000 Euro GEZ-Gebühren in den Sand gesetzt wurden». Die Macher der WDR-Sendung «ZimmerFrei» mit dem Moderatorenteam Christine Westermann und Götz Alsmann nämlich verzichten auf die Ausstrahlung der Folge, in der Sonneborn zu Gast war. «Fünf Minuten vor der Aufzeichnung wurde mir noch versichert, ich dürfe machen, was mir gefällt», so der Satiriker im Gespräch mit dem Medienportal «Meedia.de». Wohl doch nicht.
Der WDR teilt dazu mit, die Sendung sei «einfach nicht lustig» geworden. Sonneborn sei - entgegen der vorherigen Absprache - in seiner Rolle als Parteivorsitzender ins Studio gekommen. Für eine 60-Minuten-Sendung sei das «zu flach und uninteressant» gewesen. Sonnborn hingegen meint: «Das Publikum war übrigens bestens unterhalten.» Statt der Episode mit ihm als Gast strahlte der WDR am 4. Oktober den Besuch Dorkas Kiefers aus. Es war die 499. Folge der beliebten Sendung. Am kommenden Sonntag laden Alsmann und Westermann zum 500. Mal eine(n) Prominente(n) an ihren Tisch, wo es gewohnheitsgemäß um Plausch, Essen, Spielereien und ein Ständchen geht.
Rückblick auf 500 Folgen
Dass die Sendung ein Erfolg werden würde, zeichnete sich zu Beginn nicht wirklich ab. An den Erstkontakt mit ihrem künftigen Show-Partner Alsmann erinnert sich Westermann so: «Er kam drei Stunden zu spät, weil er für seinen Sohn aus Klopapierrollen ein Motorrad gebastelt hat.» Und auch mit dem Auftreten ihres neuen Kollegen musste sich die eher nüchterne Journalisten 1996 erst noch anfreunden: «Ich war neu im Unterhaltungsgeschäft und völlig überrascht von dem, was mir da an Alsmannschem Feuerwerk entgegenkam.»
Also lautete das Motto zunächst «Augen zu und durch», außerdem waren alle vom schnellen Ende des Sendeformats überzeugt: Der WDR brauchte einen Lückenfüller für das Sommerloch - nach sechs Wochen sollte eigentlich Schluss sein mit der fiktiven Wohngemeinschaft. Dass es anders kam, lag für Alsmann am perfekten Moderatoren-Duo so unterschiedlich, und doch die perfekte Ergänzung: «Das war unser Ding!»
Alsmann mag keine WG
So laden die Journalisten und der Entertainer inzwischen seit 13 Jahren Prominente in ihre fiktive Fernseh-WG. Dort erfährt das Studiopublikum im Laufe der Sendung meist unbekannte Details über den Gast und bestimmt schließlich, ob der Kandidat einziehen darf oder nicht. Privat hat nur Westermann WG-Erfahrung, ihr Kollege schließt dieses Lebensmodell kategorisch aus: «Weil ich überhaupt keine Lust habe, auf so engem Raum mit jemandem zusammenzuleben, mit dem ich nicht verwandt, verschwägert oder verheiratet bin.» Sonntagabends macht Alsmann aber gern eine Ausnahme. «Zimmer frei- Magie» nennen die Zwei die Stimmung, die beim zwanglosen, persönlichen Talk mit ihren Gästen entsteht. Natürlich sei das nicht selbstverständlich, gibt Westermann zu: «Nach einer halben Stunde merken Sie, wenn das zwischen den Leuten nicht funktioniert.» Das sei dann eben der «bittere Charme, den die Sendung manchmal hat», sagt sie mit einem Zwinkern.
Damit der Kandidat sich aber zumindest ein bisschen zu Hause fühlt, steht beim gemeinsamen Essen meist sein Lieblingsgericht auf dem Tisch. Das trifft allerdings nicht immer auch den Geschmack der Gastgeber: «Sauerloch», erinnert sich Alsmann tonlos und in einem Wort. Der Begriff umschreibt einen Kranz aus Kartoffelpüree mit Tütensoßen-See in der Mitte, gewünscht vom Kabarettisten Wilfried Schmickler. «Das war so ekelhaft! Es roch ekelhaft, es sah ekelhaft aus - ich habe mich geweigert, davon zu essen.» Das Duo Alsmann & Westermann will weit über die 500. Sendung hinaus weitermachen: «Es ist ein Höhepunkt unseres Schaffens», sind sie sich einig. Wie sie diesen Höhepunkt «Zimmer frei» denn für jemanden beschreiben würden, der die Sendung noch nicht kennt? Es ist Götz Alsmann, der wie aus der Pistole geschossen und unter Nicken seiner Kollegin antwortet: «Wir haben es schon einmal definiert als Kindergeburtstag für Erwachsene. Und damit ist eigentlich alles gesagt.» (Torben Klausa, dpa)
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