Zeitbombe Vesuv

Die 700 000 Einwohner von Neapel sind alarmiert. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft könnte der Vulkan Vesuv ausbrechen. Davor haben Experten gewarnt
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Jährlich besuchen zahlreiche Touristen Pompeji am Fuße des Vesuvs
dpa Jährlich besuchen zahlreiche Touristen Pompeji am Fuße des Vesuvs

NEAPEL - Die 700 000 Einwohner von Neapel sind alarmiert. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft könnte der Vulkan Vesuv ausbrechen. Davor haben Experten gewarnt

Seit 64 Jahre is a Ruh. Mehr als ein halbes Jahrhundert hat sich der Vulkan nicht mehr gemuckt. Heerscharen von Touristen erklimmen alljährlich seine steilen Flanken. Vom Rand werfen sie einen Blick in den beeindruckenden Krater. Kein Rauchwölkchen steigt auf, kein Rumoren ist zu hören, kein schwefliger Gestank verrät, was tief unter der Oberfläche brodelt. Doch bald könnte sich hier, in Sichtweite der Großstadt Neapel, wieder ein Höllenschlund öffnen. Experten befürchten aufgrund neuester Untersuchungen, dass ein heftiger Ausbruch bevorstehen könnte.

Die Mega-Eruption, die den Vesuv weltbekannt machte, ist allen aus Geschichtsbüchern bekannt: Im Jahr 79 nach Jesus Christus regneten Asche und Steine vom Himmel, stürzten Schlamm und glühendheißes Magma in Glutlawinen den Berg hinab. Die blühende Stadt Pompeji wurde unter einer meterhohen Ascheschicht begraben. Jetzt scheint sich im Berg wieder etwas zu rühren. Italienische und französische Geowissenschaftler haben festgestellt, dass die Magmakammer unter dem Vesuv nach oben drängt, sich um rund elf Kilometer angehoben hat.

Eine Magmablase steigt nach oben

Der Vulkanologe Thomas Walter von Geoforschungszentrum in Potsdam bestätigt dies gegenüber der AZ: „Das ganze geschah zwar in einem Zeitraum von 20 000 Jahren, dies ist aber erdgeschichtlich geschehen eine sehr kurze Zeit.“ Bisher hatte man angenommen, dass sich das Magma in gleichbleibender Tiefe befindet. Wie die Geowissenschaftler im Fachmagazin „Nature“ berichten, haben sich die Magmablasen unter dem Vesuv zwischen dem Ausbruch von Pompeji 79 nach Jesus Christus nach Jesus Christus und dem Ausbruch von Pollena im Jahr 472 von sieben bis acht Kilometer auf drei bis vier Kilometer Tiefe nach oben verschoben. Berücksichtige man auch die Ausbrüche um 18 500 vor Jesus Christus und des Jahres 1944, wanderten die Magmakammern um insgesamt neun bis elf Kilometer nach oben.

Laut Thomas Walter könnte eine bevorstehende Eruption des Vesuvs so rechtzeitig bemerkt werden, um zum Beispiel Evakuierungsmaßnahmen der rund 700 000 Einwohner von Neapel einzuleiten. Walter zu AZ: „Der Vesuv ist der am besten verkabelte Vulkan der Welt.“ Mit Hilfe seismischer Sensoren, Messung der Gas-Aktivitäten und GPS-Überwachung via Satellit sei der 1700 Meter hohe Berg ständig unter Kontrolle. Sie ergab auch, dass sich das Massiv ständig hebt und senkt. Walter: „Zwar nur um wenige Zentimeter, aber dies ist ein deutlicher Hinweis auf die unterirdischen Aktivitäten.“

Der Region um Neapel droht aber nach Ansicht Walters eine viel größere Gefahr: Die Aktivitäten der Phlegräischen Felder, etwa 20 Kilometer westlich vom Vesuv. Auf rund 150 Quadratkilometer gibt es unzählige Thermalquellen, austretenden Schwefel und kleinere Eruptionsherde. Der Boden ist teilweise extrem heiß. Erst 1983 hob sich die ganze Fläche um rund 2,5 Meter. Walter: „Hier kann jederzeit ein Ausbruch stattfinden.“

Michael Heinrich

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