Zecken: Sie sind schon wieder da!

Erste Fälle von Frühsommer-Meningitis. Münchens Umland ist Risiko-Gebiet. Experten raten zu Vorsicht in Stadtparks und seit neuestem auch beim Bergwandern.
Der Frühling kommt, und die Zecken sind schon da. „Wir haben schon wieder die ersten drei Fälle von Frühsommer-Meningitis“, sagt der Münchner Arzt Nikolaus Frühwein. Als Vorsitzender der Bayerischen Gesellschaft für Impfwesen kennt er die Zahlen und die Gefahren. „Wir raten in ganz Bayern zur Impfung“, sagt Frühwein, „in Bayern zahlen die Kassen“.
Das Robert-Koch-Institut in Berlin sammelt die Daten über FSME und Borreliose, die langwierigen und gefährlichen Krankheiten, die von einem Zeckenbiss übertragen werden.
Jedes Jahr gibt das RKI eine Karte mit den Risiko-Gebieten heraus. Seit Jahren gehört fast ganz Bayern geschlossen dazu: „Und daran wird sich auch in diesem Jahr nichts groß ändern“, sagt Susanne Glasmacher vom RKI. „In München und südlich davon bis Garmisch sind wir FSME-frei“, sagt Frühwein.
Warum das so ist, kann man nicht genau erklären. Dennoch rät der Mediziner zu den üblichen Vorsichtsmaßnahmen: „Wenn Sie im Chiemgau oder im Allgäu wandern gehen, dann nützt Ihnen die FSME-Freiheit in München nichts“. In den letzten Jahren hat auch das RKI-Institut in Berlin, wo alle Zahlen über ansteckende Krankheiten und Epidemien gesammelt werden, die Methoden der Risiko-Einschätzung geändert: „Früher haben wir nach Landkreisen gewichtet“, sagt Susanne Glasmacher, „aber die Zecken machen nicht an Landkreisgrenzen halt“.
Gewichtet wird jetzt die Fallhäufigkeit pro 100000 Einwohner: „So können Sie schon bei zehn Fällen zum Risiko-Gebiet werden“, sagt Glasmacher, die zur Vorsicht rät und vor Übertreibungen warnt.
Insgesamt seien die Fallzahlen bei der FSME stabil. „Seit 2001 ist die Krankheit meldepflichtig“, sagt sie: 2005 und 2006 gab es Ausreißer nach oben, die Gründe sind den Forschern unklar: „Wir können auch nicht sagen: Ein harter Winter dezimiert die Zecken“, heißt es beim RKI.
„Entscheidend ist vielmehr das Freizeitverhalten der Menschen“, sagt das RKI: „Bei schönem Frühlingswetter gehen die Menschen mehr in die Natur und kommen mehr mit Zecken in Berührung.“
Ändert sich auch das Risiko? „Zecken gibt es jede Menge“, sagt Impfarzt Frühwein, über das Infektionsrisiko sagt das noch nichts: „Wir wissen aber, dass die alte Höhengrenze nicht mehr gilt.“ Früher hieß es, über 1000 Meter gebe es kein Infektionsrisiko mehr. In Frühweins Daten finden sich jetzt auch Berichte von Übertragungen, die höher als 1500 Meter stattgefunden haben müssen.
Beunruhigende Nachrichten für Bergfreunde, aber auch die Großstädter sollten aufmerksam sein: „Lyme-Borreliose kann man sich auch in Stadtparks und stadtnahen Gärten holen“, sagt Glasmacher vom Robert-Koch-Institut. Und zwar auch außerhalb der ausgewiesenen Risiko-Zonen, also auch in München.
Achtung auch im Osterurlaub. Österreich und „alles, was östlich von Bayern liegt“, fällt laut Frühwein in die Warnzone. „Es gibt aber auch schon Inseln in Südschweden, in denen sich Infektionen häufen.“
Ist vorstellbar, dass sich die Lage bessert? „Es fällt kein Risiko-Gebiet raus in der neuen Karte“, sagt Glasmacher vom Robert-Koch-Institut.
„Es gab aber in den fünfziger und sechziger Jahren in Brandenburg und Mecklenburg eine extreme Häufung von Fällen. Diese Gebiete gelten heute als infektionsfrei.“ Matthias Maus