Zahlreiche Tote nach Schlammlawinen auf Sizilien

Weit über einhundert Bewohner der Vororte Messinas sind nach mehreren Erdrutschen von der Außenwelt abgeschnitten. Die Naturkatastrophe lässt auch die Politik der Regierung Berlusconi in keinem guten Licht erscheinen.
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Nach dem Schlamm
dpa Nach dem Schlamm

Weit über einhundert Bewohner der Vororte Messinas sind nach mehreren Erdrutschen von der Außenwelt abgeschnitten. Die Naturkatastrophe lässt auch die Politik der Regierung Berlusconi in keinem guten Licht erscheinen.

Auf Sizilien ist die Zahl der Opfer nach den verheerenden Schlammlawinen in den Vororten der Hafenstadt Messina auf mindestens 20 gestiegen. Im Süden der Stadt bargen Feuerwehr und Zivilschutz am Samstag zwei Leichen, teilte Zivilschutzchef Guido Bertolaso mit. Insgesamt 34 Menschen werden noch vermisst. In den von Erdrutschen und Überschwemmungen heimgesuchten Ortsteilen bei Messina gingen unterdessen die Grabungsarbeiten weiter. Zwei Weiler in der Nähe von Giampilieri mit zusammen etwa 200 Bewohnern sind durch die Zerstörungen von der Außenwelt abgeschnitten. Sie mussten am Samstag per Helikopter mit Nahrungsmitteln und Wasser versorgt werden.

Staatspräsident Giorgio Napolitano forderte die Regierung auf, mehr in die Sicherheit des Landes als in «pharaonische Bauwerke» zu investieren. Ministerpräsident Silvio Berlusconi plant bei Messina eine Milliarden Euro teure Brücke, um Sizilien mit dem Festland zu verbinden. Die Naturschutzorganisation WWF rief den Regierungschef bereits dazu auf, das umstrittene Brückenprojekt fallen zu lassen. Die jüngste Katastrophe müsse vor dem Hintergrund des «Zuzementierens und der wilden Urbanisierung» in der Region Messina gesehen werden. Berlusconi wollte noch am Samstag nach Messina reisen, um sich ein Bild der Lage zu verschaffen.

«Pfusch und Schwarzbau»

Obwohl Regenfälle die Bergungsarbeiten bei Messina am Vormittag noch behinderten, gruben Rettungsmannschaften in den besonders schwer von Schlammlawinen betroffenen Orten Scaletta und Giampilieri im Süden der sizilianischen Stadt nach vermissten Menschen. In Scaletta wurden der Polizei auch Plünderungen gemeldet, wie italienische Medien berichteten. Heftige Unwetter hatten in der Nacht zum Freitag in mehreren Vororten Messinas schwere Erdrutsche ausgelöst. 80 Menschen wurden verletzt. «Pfusch und Schwarzbau» machte Bertolaso für das Ausmaß der Zerstörungen an Häusern in stark geschädigten Orten verantwortlich. Die 435 Sizilianer, die sich in Giampilieri in eine Grundschule geflüchtet hatten, sind inzwischen in Sicherheit gebracht worden. Sie wurden auf Hotels und Gasthöfe in Messina verteilt. Der Zivilschutz musste dafür eine Verbindungsstraße von den Schlammmassen befreien. In Messina tagte ein Krisenrat der Region. Die Regierung in Rom hatte am Freitag den Ausnahmezustand für die Region ausgerufen. (dpa/AP)

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