Wo ist "Bernd das Brot"?
ERFURT/MÜNCHEN - Unbekannte haben in Erfurt eine zwei Meter große Figur von Bernd dem Brot entführt – sie wollen auf das Schicksal einer Gruppe Hausbesetzer aufmerksam machen. Brot-Erfinder Thomas Krappweis spricht im Interview über die Entführung des Ki.Ka.-Maskottchens.
Wo ist Bernd das Brot? In der Nacht zum Mittwoch haben Unbekannte die zwei Meter große Figur vor dem Erfurter Rathaus entführt – seitdem gibt es kein Spur von dem depressiven Kastenweißbrot. Auf You Tube läuft ein Bekenner-Video der Entführer, in dem sich Bernd mit den Hausbesetzern solidarisiert.
Hintergrund: In Erfurt hält seit acht Jahren eine Gruppe das Industriegelände der früheren Firma Topf & Söhne besetzt. Jetzt will eine Immobilienfirma, dass die Jugendlichen das Gelände räumen. Nach eigenem Bekunden haben die Besetzer mit Bernds Verschwinden nichts zu tun. Ein Hausbesetzer zur AZ: „Wir wissen nicht wo Bernd ist.“ Die Vermutung: Sympathisanten haben das deutschlandweit bekannte Kastenweißbrot entführt, um auf die Lage der Hausbesetzer aufmerksam zu machen. Am Wochenende demonstrierten rund 600 Menschen in Erfurt gegen die Räumung des Topf & Söhne-Areals. Die Besetzer haben inzwischen einen Teilsieg errungen: Noch bis zum 15. Februar dürfen sie auf dem Topf & Söhne-Gelände bleiben.
Fans wollen für Bernds Freilassung spenden
Inzwischen fahndet die Polizei nach Bernd: „Wir wissen nicht, wo er ist“, sagte ein Sprecher der Erfurter Polizei. „Wir suchen weiter.“ Eigentlich hatten die Beamten gehofft, Hinweise aus der Bevölkerung zu erhalten – doch die kamen nicht. Die Polizei geht nicht davon aus, dass sich Bernd auf dem Areal befindet.
Fans des lustlosen Brots machen sich Sorgen. Sie bieten an, für die Freilassung der Figur zu spenden. Sein Erfinder Thomas Krappweis glaubt:„Bernd träumt stündlich von seiner langweiligen Südwand. Kurz bevor er entführt wurde, hatte er es fast geschafft, das ganze Muster der Raufasertapete auswendig zu lernen. Er war fast fertig. Das verzeiht er ihnen nie.“ Er sorgt sich weniger um Bernd als um das entführte Denkmal: „Ich könnte mir vorstellen, dass der Stadt Erfurt der Ärger und die Kosten in Verbindung mit den Schmierereien, Beschädigungen und der Entführung zu viel werden und es dann eben kein Bernd-Denkmal mehr vor dem Rathaus gibt. Und das wäre wirklich sehr, sehr schade.“
Christoph Landsgesell
„Er sympathisiert vor allem mit sich“
AZ: Als Erfinder können Sie sich ja gut in Bernds Lage versetzen. Was denken Sie, wie es ihm jetzt wohl geht?
THOMAS KRAPPWEIS: Schlecht. Aber das macht bei Bernd keinen Unterschied zu gestern, vorgestern, vorvorgestern, und ach, sie wissen schon. . .
Was müssen die Entführer über Bernd wissen?
Er mag Mehlsuppe, am liebsten mit einem Schuss Ingwer und einem Schirmchen.
Glauben Sie, dass Bernd mit den Entführern sympathisiert?
Bernd sympathisiert vor allem und nahezu ausschließlich mit sich selbst.
Ist Bernd politisch?
Naja, Bernd ist höchstens so politisch wie die Menschen und Strömungen, denen er durch seine Miesepetrigkeit den Spiegel vorhält. Irgendwie hat ja jede Art von Comedy einen zumindest sozialpolitischen Restanteil.
Macht es Sinn, ein entführtes Brot als politisches Druckmittel zu benutzen?
Es scheint zumindest geeignet, um ein gewaltiges Rauschen im Blätterwald zu verursachen. Generell finde ich jede Art von Entführung, egal ob Brot oder Denkmal, nicht geeignet als Druckmittel. Vor allem, nachdem der Kika und meine Produktionsfirma bumm film von Kindern angeschrieben wurden, die ihr Taschengeld hergeben würden, um Lösegeld zu zahlen. Da hat der Spaß ein Loch.