Wie gut ist das Essen an Deutschlands Schulen ?

Zu viel Fleisch, zu wenig Fisch und durchschnittlich 1,7 Quadrameter Platz zum Speisen: Was eine neue Studie über Schüler-Kantinen, deren Menüpläne und Nährwert der Mensa-Mahlzeiten sagt.
von  Verena Lehner
Das ist ein vegetarisches Mittagessen, wie es an einer Schule in Potsdam serviert worden ist.
Das ist ein vegetarisches Mittagessen, wie es an einer Schule in Potsdam serviert worden ist. © dpa

München - Schulkantinen sollen gesund ernähren. Dazu muss das Ganze auch noch schmecken. Nicht immer leicht zu schaffen. Eine aktuelle Studie des deutschen Ernährungsministeriums zeigt: Die meisten Schulen in Deutschland tun sich damit tatsächlich schwer.

 

Vorgaben

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DEG) hat einen Qualitätsstandard für die Verpflegung an Schulen herausgegeben. Daran orientiert sich die aktuelle Studie. So sollte jedes Mittagessen eine Portion Obst und Gemüse enthalten. Wenn möglich, sollte noch ein Salat dabei sein. Außerdem sollte es eine Kohlenhydratkomponente enthalten, also Reis, Kartoffeln oder Nudeln. Maximal zweimal pro Woche sollte Fleisch auf den Teller kommen. Seefisch sollte einmal pro Woche aufgetischt werden.

Gemüse und Obst

Vor allem in Bezug auf Gemüse, Salat und Rohkost erfüllen die meisten Schulspeisepläne die DEG-Standards nicht. Davon kommt noch zu wenig auf den Teller. Dass das Ergebnis hier nicht sonderlich gut ausfällt, liegt auch daran, dass bei Gerichten wie „Milchreis mit Kirschen“ nur schwer nachvollzogen werden kann, wie hoch der Fruchtanteil tatsächlich ist.

Fleisch und Fisch

Die Studie zeigt: Deutschlands Kinder bekommen in den Schulmensen nach wie vor viel zu viel Fleisch angeboten. So gibt es in fast 80 Prozent der Schulen mehr als acht Mal pro Monat Fleisch. Anders bei Seefisch. Der könnte noch öfter aufgetischt werden. Nur rund 58 Prozent der Schulkantinen kochen die empfohlenen vier Fisch-Mahlzeiten pro Monat.

Lebensmittelkennzeichnung

Auch die lässt in manchen Fällen zu wünschen übrig. In nur 21,5 Prozent aller ausgewerteten Speisepläne werden Allergene gekennzeichnet. Bei der Deklaration der Zusatzstoffe erfüllt nur etwas mehr als die Hälfte die gesetzliche Anforderung. Ein Plus für Deutschlands Schulspeisepläne: Bei den Fleischgerichten steht in den meisten Fällen dabei, um welches Tier es sich handelt.

Bio-Essen

Die überwiegende Anzahl (61 Prozent) der Schulträger fordert von ihren Essens-Lieferanten und Kantinen keinen Bioanteil am Essen. Trotzdem werden biologische Lebensmittel verwendet, allerdings ist das von Bundesland zu Bundesland sehr verschieden. Vorzeige-Land ist da Bayern. In 82 Prozent der Schulen werden biologisch erzeugte Produkte verarbeitet. 97 Prozent verwenden regional erzeugte Lebensmittel. Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt. In nur 14,4 Prozent der Schulen steht hier „bio“ auf dem Speiseplan.

Lieblings-Essen

Da haben die Forscher wenig überraschende Antworten gefunden: Nudeln, Pizza, Pfannkuchen und Pommes – das sind die vier Top-Gerichte bei Buben wie Mädels. Auf Platz vier und fünf bei den Mädels kommen Huhn und Schnitzel, bei den Buben Schnitzel und Lasagne. Der letzte Platz geht an: Gemischter Salat (bei den Mädels) und Milchreis (bei den Buben).

Hass-Gerichte

Auch hier gibt es zwischen Buben und Mädels bei den Top 3 keine größeren Unterschiede. Sie alle hassen Suppe, Spinat und Fisch, wobei bei den Mädels die Suppe das Hass-Essen Nummer eins ist, bei den Buben der Spinat.

Schüler-Zahlen

Im bundesweiten Schnitt isst etwa die Hälfte der Grundschüler mittags in der Schule. „Je älter die Kinder werden, umso seltener sind sie bereit, in die Mensa zu gehen“, sagt Ulrike Arens-Azevedo, Autorin der Studie, die das Ernährungsministerium in Auftrag gegeben hat. An weiterführenden Schulen kaufen nur noch 30 Prozent das Essen dort.

Geschmack

Durchschnittlich gaben die Schüler dem Schul-Essen die Note 2,5. Trotzdem: Als Grund Nummer eins, warum sie das Schulessen verschmähen, nannten die meisten Schüler den Geschmack. Grund Nummer zwei ist, dass sie lieber zu Hause essen.

Räumlichkeiten

Am häufigsten bekommen die Kinder ihr Essen in sogenannten Verteilerküchen mit Essensausgabe. An den meisten Schulen (89 Prozent) steht ihnen einen extra Speiseraum zur Verfügung. Der Schüler hat dabei pro Sitzplatz etwa 1,7 Quadratmeter Platz zur Verfügung – der Wert entspricht dem von Experten aus ergonomischen Gründen empfohlenen Richtwert. Doch nicht alle Schüler haben gleich viel Platz. Am meisten Bewegungsfreiheit beim Essen haben die Kinder in Schleswig-Holstein (2,4 Quadratmeter), am wenigsten die in Rheinland-Pfalz (1,12). Bayern liegt mit 1,65 Quadratmetern pro Schüler im deutschen Durchschnitt.

Zubereitung

In nur 20 Prozent der Schulen wird noch selbst gekocht. 60 Prozent der Schulen lassen sich fertige Speisen warmgehalten anliefern, im Osten häufiger als im Westen. In acht Prozent der Schulen wird Tiefkühl- oder Kühlschrankkost aufgewärmt.

Kosten

Die durchschnittlichen Preise schwanken an Grundschulen und weiterführenden Schulen laut der Studie zwischen 1,50 und 3,68 Euro. In weiterführenden Schulen hätten sich die Preise auf etwa 3,50 Euro eingependelt.

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