Wickeltisch statt Coffeetable: Jetzt gibt's Pippo, das erste Magazin für Einjährige

Heulen und Rasseln auf dem Zeitschriftenmarkt: Der Nürnberger Sailer Verlag gibt „Pippo“ heraus, das erste Magazin für Einjährige. Die AZ sprach mit der Chefredakteurin Bobby Kastenhuber
AZ: „Vanity Fair“ wurde eingestellt, „Park Avenue“, „Max“, „Maxim“ und „Amica“ auch. Jetzt kommt „Pippo“, das Magazin für Einjährige. Sollen Kleinkinder den kriselnden Zeitschriftenmarkt stabilisieren?
Nein. (lacht) Aber sie können ein wenig frischen Wind hineinbringen.
„Mover und Shaker“ wollte Chefredakteur Ulf Poschardt seinerzeit mit „Vanity Fair“ erreichen. Auf wen zielen Sie? Die „Crawler und Sleeper“?
Hm, wir nennen sie bislang einfach Kinder.
Wie wollen Sie den Nachwuchs überzeugen? Mit opulenten Bilderstrecken?
Wir sind sehr bilderorientiert, das ist richtig. Es gibt zwei bis drei Zeilen Text pro Seite. Ein Magazin mit Bilderbuchcharakter.
Wer schmückt das erste Cover? Angelina Jolie, Madonna?
Ein Plüschaffe mit Häschen.
Ach, Prominente gibt’s keine?
Eher Tiere. Schweine, Gänse, Küken . . .
Welche Themen bewegen die Zielgruppe?
In einer Ausgabe geht es um den selbstständigen Gang zur Toilette. Oder um Geburtstage und das Wetter.
Gibt es denn auch investigative Stücke?
Aber natürlich: Suchbilder!
„Pippo“ kann durch Bäuerchen und Babynahrung schnell unbrauchbar werden.
Nein, denn alle Seiten sind abwaschbar.
Und wie finanziert sich das Magazin? Durch Anzeigen der Windel- und Schnullerindustrie?
Wir sind werbefrei und auch nicht am Kiosk erhältlich, eine Ausgabe kostet 3,60 Euro und ist ab sofort über das Internet bestellbar. Ein Probeexemplar gibt's sogar kostenlos.
Wie viele Exemplare wollen Sie verkaufen?
Die erste Ausgabe startet mit 20.000.
Ein ehrgeiziges Ziel . . .
Ja, aber in Frankreich hat „Pippo“ bereits viele Einjährige überzeugt. Wir sind gespannt, wie wir in Deutschlands Laufställen ankommen.
Interview: Timo Lokoschat