Wegen Corona-Krise: Medizinische Vorsorge wird stark vernachlässigt
Im ersten Lockdown im Zuge der Coronapandemie im Frühjahr 2020 wurden viele ärztliche Praxen vorsorglich nur noch für Notfälle geöffnet. Der Grund war die Sorge, Patienten und Personal könnten sich mit dem Virus anstecken. Diese Sorge hat sich für die ambulante Medizin kaum bestätigt. Dennoch meiden viele Menschen nach wie vor Arztpraxen, vor allem, wenn es um Vorsorgeuntersuchungen geht.
Besonders stark von Besuchsrückgängen betroffen sind Fachärzte. Dabei ist gerade bei ihnen die Ansteckungsgefahr recht gering. Sie konnten ihren Anteil am Infektionsgeschehen der zweiten Infektionswelle im Vergleich zur ersten sogar noch verringern, obwohl sie in der zweiten Welle nicht vom Lockdown betroffen sind. Arztpraxen haben auch im Vergleich zu Arbeitsstätten und Freizeiteinrichtungen nur einen geringen Anteil an der Verbreitung des Virus – solange die Patienten ambulant und nicht stationär behandelt werden, was bei Facharztpraxen der Fall ist.
80 Prozent weniger Patientenbesuche bei Zahnärzten
Die Besuche von Zahnärzten ging im ersten Lockdown um bis zu 80 Prozent zurück. Nach den ersten Lockerungen erholten sich die Zahlen zwar, doch insbesondere Vorsorgeuntersuchungen werden häufig aufgeschoben, um 11 Prozent bei der Krebs- und ganze 22 Prozent bei der Zahnvorsorge.
Zahl der telefonischen Beratungen stieg um 251 Prozent
Viele Untersuchungen konnten durch Telefon- oder Videosprechstunden ersetzt werden. Allein die Zahl der telefonischen Beratungen stieg im Lockdown kurzfristig um 251 Prozent. Bei vielen Krankheiten und Symptomen reicht eine telefonische Konsultation aus, doch Krebsuntersuchungen und zahnärztliche Behandlungen können schlecht über Telefon oder Video durchgeführt werden.
Früherkennung und rechtzeitige Behandlung können Leid und Kosten ersparen
Notfallbehandlungen müssen möglich sein, Vorsorge kann verschoben werden: das war die Devise zu Beginn der Pandemie. Mittlerweile gilt das nicht mehr. Vorsorge sollte nicht zu lange aufgeschoben werden, sonst entstehen ernstzunehmende langfristige Schäden für die Gesundheit der Einzelnen und das Gesundheitssystem im Ganzen. Egal ob Krebs- oder Zahnvorsorge – Früherkennung und rechtzeitige Behandlung können Leid und Kosten ersparen.
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