Washington: Die tödliche Jagd auf eine Mutter

 
von  mab
Die Flucht der von Miriam Carey sorgte im Regierungsviertel für panische Szenen und eine Polizeiaktion
Die Flucht der von Miriam Carey sorgte im Regierungsviertel für panische Szenen und eine Polizeiaktion © dpa

Weil die Polizei sie für eine Attentäterin hält, stirbt die 34-jährige Miriam Carey im Kugelhagel vor dem Kapitol – ihre Tochter Erica (1) überlebt. Kritik an der Polizei.

Washington - Hat die Polizei überreagiert? Amerika ist nach den Jagdszenen im Washingtoner Regierungsviertel geschockt. Am Donnerstag hatte Miriam Carey (34) mit ihrem Auto eine Barriere am Weißen Haus durchbrochen und war dann Richtung Kapitol geflüchtet. Minuten später stirbt sie im Kugelhagel der Polizei. Tochter Erica (1) überlebt wie durch ein Wunder. Die Sicherheitskräfte loben sich für ihren Einsatz selbst, doch es bleiben viele Fragen.

Der Tod von Miriam Carey zeigt, wie blank die Nerven in Amerika liegen. Ende September tötete ein Amokläufer auf einer Marinebasis der Hauptstadt zwölf Menschen. Und wegen des Government Shutdowns werden Attacken auf Politiker befürchtet. Die Furcht vor Anschlägen ist allgegenwärtig. Offenbar auch, als Carey mit ihrem Auto am Donnerstag hinter einem Kombi falsch abbiegt und vor einem Checkpunkt des Weißen Hauses steht. Beamte bauen sich vor ihrem Auto auf und ziehen dahinter eine Absperrung hoch. Doch Carey wendet ihren Infinity und rast durch die Innenstadt Richtung Kapitol davon. Die Polizei hinterher.

Die Jagd geht zum Kongressgebäude. Am Fuße des Kapitols stoppen die Beamten das Auto. Carey entkommt noch einmal. Die Polizisten eröffnen das Feuer, dann kollidiert das Auto mit einem Polizeifahrzeug. Ein Beamter wird dabei verletzt. Carey ist tot, getroffen von mehreren Kugeln. Im Auto findet die Polizei keine Waffe, dafür aber die kleine Erica.

Sicherheitskräfte hatten während der Verfolgung das Kapitol abgesperrt. Abgeordnete verschanzten sich in ihren Büros. Einige twitterten in die Welt hinaus. Der Republikaner Tim Griffin schrieb von einem „Akt des Terrors“, für den niemand anderes als der Schütze verantwortlich sei. Dabei gab es gar keinen Schützen. Denn nur die Polizei feuerte Kugeln ab. Augenzeugen sprechen von über einem Dutzend, die auch Passanten um die Ohren flogen. Es gab panische Szenen.

Miriam Carey hatte offenbar psychische Probleme. Ihre Mutter sagte, ihre Tochter habe nach der Geburt des Babys Depressionen bekommen. Deshalb sei sie in einer Klinik behandelt worden. Musste die psychisch labile Mutter sterben, weil sie eine Panikattacke hatte? Im Internet gibt es Kritik an der Polizei: „Warum haben die nicht einfach auf die Reifen geschossen?“, fragt ein User auf der Facebook-Seite, die Freunde zum Gedenken an Carey eingerichtet haben.

Die Polizei sieht keine Fehler. Der Einsatz sei ein Erfolg des „riesigen Sicherheitsapparates“, der nach den Anschlägen vom 11. September aufgebaut worden sei. Und im Kongress wurden Handzettel verteilt. Darauf stand: „Danke, Hauptstadt-Polizei“.

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