Waffenrecht: Mut fehlt

MÜNCHEN/STUTTGART - „Das, was wir erleben mussten, wünschen wir keinem anderen in diesem Land.“ Das sagt Gisela Mayer. Sie verlor ihre Tochter Nina bei dem Amoklauf von Winnenden. Die Eltern der Opfer starten jetzt eine Unterschriftenaktion im Internet.
„Das, was wir erleben mussten, wünschen wir keinem anderen in diesem Land.“ Das sagt Gisela Mayer. Sie verlor ihre Tochter Nina bei dem Amoklauf von Winnenden. Jetzt ist sie Sprecherin des Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden, gegründet von Angehörigen der Opfer. Gestern stellte dsa Bündnis zum ersten Mal seine Forderungen vor. Die wichtigste: Das Waffenrecht soll drastisch verschärft werden. Die von der Koalition angedachten Gesetzesänderungen (AZ berichtete) seien nicht genug und eher „Kosmetik“, sagte Bündnis-Vorstand Hardy Schober. Er verlor seine 16-jährige Tochter Jana. Gestern startete das Bündnis eine Unterschriftenaktion im Internet (www.aktionsbuendnis-amoklaufwinnenden.de).
Ziel: die Aufbewahrung von Faustfeuerwaffen in Privathaushalten zu verbieten
Sie fordern, die Aufbewahrung von Faustfeuerwaffen in Privathaushalten zu verbieten. „Wir wollen außerdem ein generelles Verbot für großkalibrige Waffen in Privatbesitz“, sagte Gisela Mayer. Auch so genannte „Killerspiele“ sollen verboten werden. Widerstand gegen das Verbot von großkalibrigen Schusswaffen und unangekündigte Durchsuchungen von Privathaushalten mit Waffen gab es zunächst von den Schützenvereinen, jetzt auch von der Politik. Hardy Schober: „Man merkt, dass die Lobbys der Schützenvereine und der Waffenbranche stark sind. Auf deren Seite herrscht überhaupt keine Einsicht, dass sich etwas ändern muss.“ Und Gisela Mayer moniert: „In der Politik ist zwar die Absicht da. Aber der Mut fehlt.“
Schützenbund: Winnenden war ein Einzelfall
Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann ist gegen das Verbot großkalibriger Waffen – Jäger seien auf diese angewiesen. Unions-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach sagte, dass an Wohnungskontrollen „überhaupt nicht gedacht sei.“ Das dürfte Jürgen Kohlheim, Vizepräsident des Deutschen Schützenbundes, freuen. Er hält generell nichts von einem Verbot der großkalibrigen Schusswaffen, da sonst Disziplinen wie „Skeet“ und „Trap“ (eine Art Scheibenschießen) nicht mehr ausgeführt werden könnten. Er plädiert in der AZ für die Aufbewahrung in Privathaushalten, da die „nach wie vor sicherer sei.“ Dagegen sei die Lagerung im Schützenheim „das Allerschlimmste, was man machen kann.“ Das würde Einbrecher anziehen. „Das wäre zu gefährlich. Bei unserer bisherigen stringenten Regelung kann eigentlich nichts passieren. Winnenden war ein Einzelfall.“ Ein schrecklicher Einzelfall. In Deutschland gibt es rund acht Millionen legale Waffen. mai