Vorstand der Odenwaldschule zurückgetreten

HEPPENHEIM - Als Konsequenz aus den Missbrauchsfällen ist der Vorstand der Odenwaldschule mehrheitlich zurückgetreten. Damit solle ein Neuanfang ermöglicht werden, erklärte die Sprecherin des reformpädagogischen Internats in Südhessen.
Als Konsequenz aus den Missbrauchsfällen ist der Vorstand der Odenwaldschule mehrheitlich zurückgetreten. Damit solle ein Neuanfang ermöglicht werden, erklärte die Sprecherin des reformpädagogischen Internats in Südhessen, Gertrud Ohling von Haken, am Wochenende.
Die Schule bemüht sich seit einer neuerlichen Veröffentlichung der Vorwürfe vor drei Wochen um eine Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs und hat ehemalige Schüler angeschrieben. Bislang haben sich 33 Opfer gemeldet, acht Lehrer werden sexueller Übergriffe in den Jahren 1966 bis 1991 beschuldigt.
Die Zahl könne sich noch erhöhen, sagte Ohling von Haken am Sonntag. „Der Spiegel“ schrieb, inzwischen gebe es 40 dokumentierte Fälle und zehn beschuldigte Lehrer. Die Schule hat eine Rechtsanwältin als Ansprechpartnerin für Opfer benannt. Die Darmstädter Staatsanwaltschaft ermittelt. Im Zentrum der Vorwürfe steht der langjährige Schulleiter Gerold Becker, der Berichten zufolge Übergriffe inzwischen eingestanden und sich entschuldigt hat.
Ehemalige Schüler hatten Beckers Nachfolger bereits vor mehr als zehn Jahren in der Presse vorgeworfen, eine Aufklärung der Vorgänge verhindert zu haben. Man habe verstanden, dass in der Vergangenheit nicht genug nachgefragt worden sei, sagte Ohling von Haken am Sonntag.
Außerordentliche Mitgliederversammlung
Deshalb hätten fünf von sieben Vorstandsmitgliedern auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Samstag ihren Rücktritt erklärt. Lediglich Schulleiterin Margarita Kaufmann und Geschäftsführer Meto Salijevic, die aus juristischen Gründen nicht zurücktreten könnten, seien im Amt geblieben. Ein neuer Vorstand soll nun auf einer Mitgliederversammlung in einigen Wochen gewählt werden.
Die Odenwaldschule war 1963 zur UNESCO-Modellschule für Reformpädagogik ernannt worden. Zu den ehemaligen Schülern gehören namhafte Persönlichkeiten wie der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit, die Schriftstellerin und Moderatorin Amelie Fried und ein Sohn des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Erste Vorwürfe gegen den langjährigen Rektor Becker, der von 1971 bis 1985 im Amt war, waren vor gut zehn Jahren publik geworden.
DAPD