Vorsätzlicher Absturz löst höchste Traumastufe aus

Angehörige zu verlieren traumatisiert die Menschen. Das Leid ist kaum zu begreifen. Noch dramatischer ist es aber, wenn das Unglück mit Absicht eingeleitet wurde, wie im Fall des verunglückten Germanwings-Fliegers.
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"Viel Kraft den Angehörigen" steht auf dieser Karte. Die Information über den vorsätzlich herbeigeführten Absturz der Germanwings-Maschine macht das Trauma der Hinterbliebenen noch schlimmer.
dpa "Viel Kraft den Angehörigen" steht auf dieser Karte. Die Information über den vorsätzlich herbeigeführten Absturz der Germanwings-Maschine macht das Trauma der Hinterbliebenen noch schlimmer.

Münster - Ein mit Vorsatz herbeigeführter Absturz wie die Germanwings-Katastrophe in Südfrankreich löst nach Ansicht eines Experten ein extremes Trauma bei den Angehörigen aus. "Das ist für sie die schlimmste Art von Katastrophe", sagte der Psychologe Steffen Fliegel am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Diese Information bedeute für die Betroffenen nochmals eine Steigerung.

Nach Einschätzung des Experten aus Münster werden die Folgen in verschiedene Kategorien eingeordnet: Demnach löst ein schweres Unglück zum Beispiel bei einer Naturkatastrophe wie einer Lawine bei den Menschen ein Trauma aus. In Stufen verschlimmere sich dieses dann aber bei Unglücken mit technischer Ursache gefolgt vom menschlichem Versagen und Fahrlässigkeit. Werde eine Katastrophe mutwillig, also absichtlich - und damit geplant - ausgelöst, habe das die schlimmsten Folgen für die Psyche von Opfern und Angehörigen.

Ein Restrisiko für einen Suizid im Cockpit könne niemand ausschließen, auch wenn psychologische Vorsorgeuntersuchungen jetzt von den Fluglinien ausgeweitet würden, betont Fliegel. "Solche Handlungen sind im Vorfeld nicht zu erkennen", meint der Experte. "Die Angehörigen jedenfalls benötigen langfristig Unterstützung", sagt Fliegel. Selbsthilfegruppen zum Beispiel seien besser geeignet, "die Erfahrungen des mutwillig herbeigeführten Todes ihrer Liebsten zu bewältigen als Psychotherapie und Medikamente".

Diese Erfahrung habe er zum Beispiel bei der Arbeit mit traumatisierten Lokführern gemacht, die nach Selbsttötungen auf den Schienen den Dienst aufgeben mussten. Der Schulleitung in Haltern attestiert Fliegel gute Arbeit. "Dort wurde richtig reagiert." Die Schule als Ort der gemeinsamen Aufarbeitung sei ideal.

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