Vierfachmord in den Alpen: Zwei Mädchen überleben
Paris - Eine Vierjährige wurde erst nach knapp acht Stunden unverletzt im hinteren Teil eines Autos unter den Beinen seiner toten Mutter gefunden, wie die Staatsanwaltschaft berichtete. Seine etwa siebenjährige Schwester war bereits am Mittwochnachmittag schwer verletzt neben den vier Leichen an einem Waldweg in der Nähe des Sees von Annecy entdeckt worden. Sie wurde nach Grenoble gebracht und notoperiert. Bei den vier Toten handelt es sich vermutlich um Vater, Mutter und Oma der Kinder sowie einen Radfahrer aus der Region.
Der Hintergrund der Tat blieb zunächst unklar. "Wir wissen nicht, warum die Menschen sterben mussten", sagte Staatsanwalt Eric Maillaud am Donnerstagnachmittag bei einer Pressekonferenz in Annecy. Auch die Identität von drei der vier Opfer sei noch nicht eindeutig geklärt. Nach ersten Ermittlungen handele es sich jedoch um die Mitglieder einer Familie, die in Großbritannien lebte. Zumindest der Vater soll aus dem Irak stammen. Das vierte Opfer war ein Radfahrer aus der Region. Alle wiesen Schussverletzungen auf. Am Tatort wurden zahlreiche Patronenhülsen gefunden, die von einer automatischen Pistole stammen. Ein anderer Radfahrer hatte das Verbrechen entdeckt.
Die Staatsanwaltschaft hielt einen kriminellen Hintergrund für wahrscheinlich, schloss aber auch ein Familiendrama nicht aus.
Das gegen Mitternacht entdeckte vierjährige Mädchen, das sich stundenlang nicht bemerkbar gemacht hatte, wurde erst gefunden, als Experten für Spurensicherung aus Paris eingetroffen waren. Es konnte zunächst nicht zur Aufklärung beitragen. Es habe Lärm und Schreie gehört, könne aber nicht mehr sagen, berichtete Staatsanwalt Maillaud. Auch wenn sich der Zustand der Siebenjährigen nach der OP stabilisierte, wird sie voraussichtlich erst in den nächsten Tagen vernehmungsfähig sein.