Verwurzelt in der Nazi-Szene

Bomben bauen, Sprengstoff horten: Seit 14 Jahren war das Trio in rechtsextremen Kreisen in Sachsen und Thüringen aktiv.
Erfurt - Beate Z. (36), Uwe Mundlos (38) und Uwe Böhnhardt (34) sollen Mitglieder einer rechts-terroristischen Vereinigung gewesen sein, der offenbar noch andere Neonazis angehören, so der Verdacht des Generalbundesanwaltes. Sicher ist auf jeden Fall, dass das mutmaßliche Terror-Trio seit Jahren fest in der rechtsextremen, gewaltbereiten Szene von Sachsen und Thüringen verwurzelt war.
Sie gehörten dem „Thüringer Heimatschutz“ („THS“) an. Dieser fungierte in den 90er Jahren als Sammelbecken der Neonazi-Szene in Thüringen. Die Gruppe trat seit 1997 unter diesem Namen auf und hattemehrere lokale Gruppierungen unter anderem in Jena, Saalfeld, Eisenach und Gera. Bereits seit 1994 wurde die Vorgängerorganisation vom Thüringer Verfassungsschutz beobachtet. Damals soll sie lediglich 20 Mitglieder gehabt haben, im Jahr 2001 waren es schon 170. Der „THS“ war laut Verfassungsschutz bis 2002 aktiv.
Der ehemalige Kopf des „THS“, Tino Brandt, war 1994 als Informant vom Verfassungsschutz angeworben worden. Er hatte sich zuvor für die rechtsextreme Gruppierung engagiert, ohne von staatlicher Seite dazu gedrängt worden zu sein, versicherten die Verfassungsschützer. Im Jahr 2001 wurde er „abgeschaltet“. Im Verfassungsschutzbericht von 1998 werden die beiden mutmaßlichen Bankräuber und ihre heute 36 Jahre alte Mitbewohnerin namentlich als „THS“-Angehörige, Neonazis und mutmaßliche Bombenbauer genannt. Im selben Jahr tauchten die drei im Ausland unter – nach dem man ihnen den Bau von Rohrbomben und das Horten von 1,4 Kilogramm des hochexplosiven Sprengstoffes TNT nachweisen konnte – 2003 wurde dieses Verfahren wegen Verjährung eingestellt.
Schon vorher waren Beate Z. , Uwe M. und Uwe B. in ihre Heimat zurückgekehrt und waren mutmaßlich unter anderem an den im Jahr 2000 begonnenen Döner-Morden beteiligt. Die damaligen Mitglieder des aufgelösten „THS“ blieben aktiv – unter ihnen auch das das Terror-Trio. 2001 machen die Neonazis aus der leerstehenden Gaststätte „Zum Löwen“ in Jena-Lobeda ihre Schaltzentrale, wie „Spiegel online“ berichtet. Gegner nennen es das „Braune Haus“. Eine Gastwirtschaft wird eingerichtet, es gibt Pensionszimmer. Einige der Größen der rechten Szene leben dauerhaft im „Braunen Haus“. Auch der NPD-Kreisverband Jena nistet sich dort ein, es gibt Gerüchte, dass im Keller Sprengstoff lagert.
Im Internet nennen die Rechtsradikalen ihr Ziel: „Interessenten sowie organisierten Nationalisten aus der ganzen Region wurde ein Anlaufpunkt geboten und die Vernetzung und Organisation des Nationalen Widerstandes in Thüringen vorangetrieben“. Und vielleicht auch die Planung kaltblütiger Morde in der ganzen Republik. Die Fahnder des BKA und dreier Landeskriminalämter ermitteln weiter im Umfeld des verdächtigen Trios.