Verfahren nach Hitze-Chaos in ICE eingestellt
Hamburg - "Der Vorwurf einer fahrlässigen Körperverletzung ließ sich nicht erhärten", sagte der Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft, Wilhelm Möllers, am Freitag. Zuvor hatte das "Westfalen-Blatt" darüber berichtet.
Der ICE war am 11. Juli 2010 von der Hansestadt ins dänische Aarhus unterwegs, als die Klimaanlage in einem Zugteil ausfiel - weil es draußen sehr heiß war. Eine damals 40 Jahre alte Reisende habe wegen der unerträglichen Hitze im Zug Angst um ihre beiden stark schwitzenden Söhne gehabt, sagte Möllers. Die Kinder waren bei dem Vorfall sieben und elf Jahre alt. Die Frau beklagte sich zudem über mangelnde Durchsagen im Zug. Sie erstattete Strafanzeige.
Die Staatsanwaltschaft stellte das Ermittlungsverfahren gegen die heute 41, 46 und 50 Jahre alten Zugbegleiter wegen nicht ausreichenden Tatverdachts ein. "Weitere körperliche Beeinträchtigungen konnten wir nicht feststellen, nur das offenbar starke Schwitzen", erklärte Möllers. "Ob dieser Umstand die Schwelle zur Körperverletzung überschreitet, erschien fraglich."
Im Fall eines in Bielefeld geräumten, völlig überhitzten ICE stehen die Ermittlungen ein Jahr nach dem Vorfall kurz vor dem Abschluss. Mit einem Ende des Verfahrens sei in den nächsten zwei Wochen zu rechnen, sagte der Sprecher der Bielefelder Staatsanwaltschaft, Christoph Mackel. Er könne noch nicht sagen, ob das Verfahren eingestellt oder Anklage erhoben wird.
Am 10. Juli 2010 war der ICE auf der Fahrt von Berlin nach Köln in Bielefeld gestoppt worden. Mehrere Schüler auf der Rückfahrt von einer Klassenreise erlitten einen Kollaps, neun Jugendliche mussten in ein Bielefelder Krankenhaus gebracht werden. Die Staatsanwaltschaft hatte daraufhin gegen den Zugchef wegen des Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung und unterlassene Hilfeleistung ermittelt. Geprüft wurde, ob der Mann den Zug früher hätte anhalten müssen, nachdem die Klimaanlage ausgefallen war.