Kind missbraucht - Identifizierung von Mann zog sich hin

Der Besuch im Erlebnis-Bad Rulantica endet in einem Alptraum. Ein Kind verschwindet, wird später gefunden und berichtet von Missbrauch. Es dauert Tage, bis ein Verdächtiger identifiziert ist. Warum?
von  dpa
Das Erlebnisbad Rulantica gehört zum Europa-Park im südbadischen Rust.
Das Erlebnisbad Rulantica gehört zum Europa-Park im südbadischen Rust. © Philipp von Ditfurth/dpa

Im Fall des mutmaßlichen Missbrauchs eines kleinen Mädchens, das zuvor aus dem Erlebnisbad Rulantica des Europa-Parks in Südbaden gelockt wurde, ist die Polizei erst nach Tagen auf die Spur des Verdächtigen gekommen. Das liege unter anderem an der Menge der Bilder, die erst nach und nach hätten ausgewertet werden können, sagte ein Polizeisprecher. Der Erlebnispark hatte seine Überwachungsvideos zur Verfügung gestellt. Auf ihnen war letztlich auch zu sehen, wie der Mann das Kind am vergangenen Samstag ansprach.

Ein unbeteiligter Zeuge konnte dann ermittelt, aber am Montagabend nicht angetroffen werden. Er erschien einen Tag später bei der Polizei und identifizierte den 31 Jahre alten Rumänen. In welcher Beziehung er zu dem Verdächtigen steht, wurde nicht mitgeteilt. Davor hatte ein anderer Mann im Visier der Polizei gestanden, der Verdacht hatte sich nicht erhärtet. 

Spuren werden ausgewertet

Die Ermittler hatten nach der Identifizierung des Rumänen dessen Wohnung durchsucht und festgestellt, dass sein Reisepass verschwunden und er geflüchtet war. Auch Familienangehörige wohnen mit ihm in der Wohnung - wer, wurde nicht mitgeteilt. 

Die Kleidung, die der Mann am Tattag getragen habe, sei dort sichergestellt worden und werde derzeit nach Spuren untersucht. Auch am Mädchen seien Spuren gefunden worden, sagte der Polizeisprecher, ohne Details zu nennen. Das Kind war mit dem Mann mindestens zwei Kilometer zu Fuß in das Waldstück gelaufen. Die Polizei sucht nach Zeugen, die den Fußmarsch beobachtet haben.

Verdächtiger ist auf der Flucht

Der Verdächtige ist weiter auf der Flucht. Nach ihm wird mit internationalem Haftbefehl gefahndet. "Wir arbeiten mit allem, was wir haben, daran, den Mann zu fassen", sagte ein Polizeisprecher. Man habe gute Möglichkeiten, verdeckt nach ihm zu suchen. "Die Schlinge zieht sich zu", sagte er.

Er könnte sich bisherigen Erkenntnissen zufolge ins Ausland abgesetzt haben - vermutlich in sein Heimatland Rumänien. Erfahrungsgemäß tauchten Menschen dort unter, wo sie sich gut auskennen und eine vertraute Umgebung haben, sagte der Polizeisprecher. Man stehe in engem Kontakt mit den dortigen und auch anderen Behörden. 

Es sei aber auch denkbar, dass der 31-Jährige direkt in ein anderes Land flüchtete - oder sein Heimatland bereits wieder verlassen habe. Ob er bereits am Abend des Tattages flüchtete oder erst später, blieb unklar.

Vorerst keine Suche mit Foto

Auf eine öffentliche Suche mit Foto will die Polizei zunächst verzichten. Dafür fehlten bisher die dazu notwendigen gesicherten Erkenntnisse, sagte ein Polizeisprecher. Man müsse beispielsweise die Ergebnisse der Auswertung der Spuren abwarten. 

Das heiße in keiner Weise, dass man die Aussagen der Sechsjährigen in Zweifel ziehe. Aber bevor man eine Person wegen des Verdachts von Kindesmissbrauch mit einem Foto suche, müsse man sich seiner Sache sehr sicher sein. "Wenn ein solches Foto einmal in der Welt ist, lässt sich das nicht mehr zurücknehmen", sagte der Sprecher.

Der Verdächtige soll das Mädchen aufgefordert haben, sexuelle Handlungen an ihm vorzunehmen. Hinweise auf eine Vergewaltigung gebe es nicht, auch sei das Kind äußerlich so gut wie unverletzt, so der Sprecher. 

Die Sechsjährige war von dem 31-Jährigen alleine und hilflos im Wald zurückgelassen worden. Sie habe sich verängstigt und nur mit Badeschlappen und Bikini bekleidet alleine und in der Dunkelheit durch den Wald gekämpft. 

Keine weitere Befragung des Kindes geplant

Erst zwei Stunden nach dem Verschwinden entdeckte ein Zeuge das hilflose Kind fünf Kilometer vom Schwimmbad entfernt und rief die Polizei. Die Eltern hatten zuvor verzweifelt in dem Bad nach ihrer Tochter gesucht und konnten sie schließlich in die Arme schließen. 

Die Sechsjährige wurde noch am Tatabend befragt und schilderte, was ihr widerfahren sei. Eine weitere Befragung sei erstmal nicht vorgesehen. Die Familie sei wieder zu Hause - aus welchem Bundesland oder Land sie kommt, sagte die Polizei nicht. Der Schutz des Kindes müsse im Vordergrund stehen, sagte der Sprecher.

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