Urteil für den Mann: Stehpinkeln offiziell erlaubt!
München - In Zeiten der Emanzipation ist es eine der letzten Domänen der Männlichkeit: Das Pinkeln im Stehen. Doch auch das wird den Männern mehr und mehr ausgetrieben, von Müttern, Freundinnen, Ehefrauen oder Mitbewohnerinnen.
Jüngst gesellte sich auch noch ein Vermieter zu dieser Gruppe. Er wollte einem Mann die Kaution für seine Wohnung nicht zurückzahlen, weil auf dem Marmorboden im Bad Urinspritzer waren. Der Mieter zog deswegen vor Gericht – und bekam jetzt Recht.
Der Fall: Ein Hausbesitzer in Düsseldorf ließ den Marmor-Boden in seiner Mietwohnung von einem Experten untersuchen, weil dieser seinen Glanz verloren hatte. Der Fachmann fand heraus: Urin-Spritzer haben die polierte Bodenoberfläche verätzt. Der Hausbesitzer verweigert seinem Mieter die Rückzahlung der kompletten Kaution. 3000 Euro hätte der Mieter wiederbekommen, lediglich 1900 Euro wollte der Vermieter bezahlen. Begründung: Die Beschädigung des Marmorbodens.
Das ließ sich der ehemalige Mieter nicht bieten und zog vor Gericht. Das Düsseldorfer Amtsgericht hat nun entschieden: Das geht zu weit. Pinkeln im Stehen in der Wohnung muss dem Mann nach wie vor erlaubt sein.
Das Urteil: Dass der Fall auch für ein Gericht nicht ganz alltäglich ist und vielleicht bei dem ein oder anderen Justizbeamten für ein Schmunzeln gesorgt haben dürfte, zeigt die Urteilsbegründung. Dabei bewiesen die Juristen tatsächlich Humor. Im Wortlaut heißt es: „Trotz der in diesem Zusammenhang zunehmenden Domestizierung des Mannes ist das Urinieren im Stehen durchaus noch weit verbreitet. Jemand, der diesen früher herrschenden Brauch noch ausübt, muss zwar regelmäßig mit bisweilen erheblichen Auseinandersetzungen mit – insbesondere weiblichen – Mitbewohnern, nicht aber mit einer Verätzung des im Badezimmer oder Gäste-WC verlegten Marmorbodens rechnen.“
Weiter befand Richter Stefan Hank: Dass ein Fachmann die Urinspritzer als Ursache ausgemacht hat, sei nachvollziehbar und glaubwürdig. Dennoch habe der Vermieter kein Recht, die Kaution für die anstehende Reparatur einzubehalten. Urinieren im Stehen sei weit verbreitet, die Gefahren für Böden aber kaum bekannt. Der Vermieter hätte auf die Empfindlichkeit des Bodens hinweisen müssen.
Die medizinische Seite: Männer, die sich nicht gerne zum Pinkeln hinsetzen, bringen gerne das Argument, dass Pinkeln im Sitzen für Männer ungesund ist. Doch hier kann Entwarnung gegeben werden: Die Urologen sind sich in dieser Hinsicht einig: Pinkeln im Sitzen schadet weder der Prostata noch der männlichen Blase. Ganze Foren haben sich mit dieser Frage bereits im Internet beschäftigt, die „Apotheken Umschau“ widmete diesem Thema vor knapp einem Jahr einen kompletten Artikel unter dem Motto „Warum Männer im Sitzen Pinkeln sollen“. Darin wurde ein Urologe zu diesem Thema befragt, der ganz klar sagte: „Anatomisch und medizinisch gesehen, bietet Urinieren im Stehen keinen Vorteil. Die männliche Harnröhre hat zwei Kurven. Wenn man auf der Toilette sitzt, kann man den Penis einfach hängen lassen. Das kommt der Natur entgegen.“ Er rät Männern mit Prostataproblemen sogar zu Sitzen: „Das Entleeren der Blase dauert da oft länger, manchmal zwei bis drei Minuten. Sitzen ist dann einfach gemütlicher.“
Die witzige Seite: Die ganze Diskussion um das leidige Thema Steh- oder Sitzpinkler hat durchaus eine komische Seite, die so manchen kreativ werden ließ. Einer von ihnen ist Immanuel Henne. Er ist Grafiker und Macher der Seite „www.im-sitzen-pinkeln.de“ und hat zahlreiche Sticker und Buttons kreiert, die es mittlerweile rund um das Thema gibt.
Wie er der AZ erzählt hat, ist er nicht immer überzeugter Sitzpinkler gewesen. „Als ich dann lange Zeit alleine gewohnt habe und das Bad immer selber putzen musste, wurde ich bekehrt.“ Den vielen Frauen, die tagtäglich für die spritzerfreie Toilette zu Hause kämpfen, dürfte das ein wenig Hoffnung geben.
- Themen: