Urteil: Fohlen brauchen einen Mikrochip

Ein Ex-Reitprofi will keine Mikrochips für Pferde, sondern die umstrittenen Brandmerkmale. Jetzt hat erneut ein Gericht entschieden.
von  Rosemarie Vielreicher
Ein Pferd mit einem Mikrochip unter der Haut.
Ein Pferd mit einem Mikrochip unter der Haut. © imago

Münster - Pferde sind Klaus Balkenhols Leben. Der heute 75-jährige Olympiasieger aus Rosendahl wuchs auf einer Pferdezucht auf, war Polizeireiter, dann Reitprofi und Trainer.

Genau er ist es, der am Mittwoch zum zweiten Mal vor Gericht zog für eine Kennzeichnung von Pferden, die unter Tierschützern sehr umstritten ist und die auch die damalige Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) am liebsten schon abgeschafft hätte: das Brandzeichen am Schenkel – gesetzt mit einem glühend heißen Eisen.

Balkenhol findet, dieses Brandzeichen ist ausreichend, um ein Pferd eindeutig zu identifizieren. Den Mikrochip, den jedes Tier seit Jahren haben muss, findet er dagegen unnötig. Genau gegen dieses verpflichtende Chippen klagte er am Mittwoch vorm Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen in Münster.

Die Entscheidung: Jedes Pferd braucht einen Mikrochip

Hinter der Klage steht eine Grundsatzfrage. Das Gericht hat nun entschieden: Der von Balkenhol favorisierte Schenkelbrand ist kein Ersatz für den Mikrochip.

Die Mikrochip-Verordnung: Seit 1. Juli 2009 ist er für Pferde und Esel neben einem einheitlichen Pass in Deutschland vorgeschrieben. Basis ist die EU-Viehverkehrsordnung. Der Chip, der auch Transponder genannt wird, muss mit einer langen Nadel im Hals eingepflanzt werden – und zwar bei jedem Fohlen, das nach 1. Juli 2009 geboren worden ist.

Was der Chip bringen soll: Zweck des Transponders ist es, die Tiere eindeutig zu identifizieren. Jedes Tier erhält so eine Kennnummer, die lebenslang verzeichnet bleibt. Der Chip soll dafür Sorge tragen, dass nur ein Pass pro Pferd ausgestellt werden kann. Durch die Identifizierung der Tiere soll unter anderem auch die Ausbreitung von ansteckenden Krankheiten bekämpft werden.

Was der Ex-Reitprofi am Chip kritisiert: Pferdezüchter Klaus Balkenhol ist der Meinung, dass ein Chip den Fohlen mehr schadet und nicht notwendig zur Identifizierung ist. Durch das Einpflanzen könne es zu Blutungen, Abszessen und eitrigen Einstichstellen kommen. Auf seiner Seite hat Balkenhol auch einige Zuchtverbände. Nach der Meinung des Ex-Reitprofis reicht der Schenkelbrand vollkommen aus, um Pferde zu identifizieren. „Der im Hals implantierte Chip tut den Pferden dauerhaft weh, das merkt man beim Putzen der Tiere. Dagegen ist der Schenkelbrand ein kurzer, einmaliger Eingriff, der den Fohlen schon nach kurzer Zeit nicht mehr wehtut“, so seine Meinung.

Damit scheiterte er schon im vergangenen Jahr in erster Instanz. Das Oberverwaltungsgericht hat dieses Urteil nun bestätigt.

Studien belegen: Die Transponder sind unbedenklich

Warum der Schenkelbrand so umstritten ist: Tierschützer finden diese Methode bedenklich. Denn laut dem Tierschutzgesetz sollen den Vierbeinern keine unnötigen Schmerzen zugefügt werden. Aus ihrer Sicht ist der Schenkelbrand schmerzhafter und die Heilung schlechter. Das hat auch eine Studie der Universität Kopenhagen ergeben.

Nach einer gemeinsamen Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der Tierärztlichen Hochschule Hannover sind Chips dagegen unbedenklich. Die Rechtslage in Deutschland: In Deutschland ist der Heißbrand zur Kennzeichnung von Pferden weiterhin zusätzlich zulässig. Ilse Aigner wollte das Brennen abschaffen, scheiterte aber 2012 mit diesem Vorhaben.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.