Unkontrollierbare Angst

Herzrasen, Schwindel, Atemnot: Menschen in Panik glauben sich dem Tod nahe
von  Abendzeitung
Wenn die Kurse fallen, steigt der Blutdruck der Börsianer. Panikattacken sind nicht ausgeschlossen.Foto: Reuters
Wenn die Kurse fallen, steigt der Blutdruck der Börsianer. Panikattacken sind nicht ausgeschlossen.Foto: Reuters © az

Herzrasen, Schwindel, Atemnot: Menschen in Panik glauben sich dem Tod nahe

MÜNCHEN 147 Tote - die traurige Bilanz der Massenpanik in einem Hindu-Tempel im nordwestindischen Bundesstaat Rajasthan. In der Nacht zum Dienstag hatten sich 20000 Gläubige vor dem Chamunda-Tempel versammelt, um den Beginn eines hinduistischen Festes zu feiern. Beim Öffnen der Tore kam es zum Gedränge - Panik brach aus. Auch in der Finanzwelt hört man seit Tagen: „Panik an der Börse“ oder „Immobilienfinanzierer versetzt Bankenlandschaft in Panik“. Aber was genau ist Panik?

„Panik ist ein unkontrollierbarer Angstzustand, der meistens plötzlich entsteht“, sagt Ulrich Schu von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Philipps-Universität Marburg. „Wir sprechen von Panik, wenn körperliche Reaktionen mit dabei sind.“ Dazu gehören Herzrasen, Schwindel, Atemnot, Benommenheit, Engegefühl, Übelkeit und Hitzewallungen. Der Körper bereitet sich auf Flucht oder Kampf vor oder verfällt in eine Art Starre. Die Bedrohung kann dabei wahr oder auch nur vermeintlich sein.

„Der ist ja hysterisch“, hören die Betroffenen bisweilen. „Hysterie ist eine oft abwertend gebrauchte Formulierung, die den Eindruck erweckt, dass der Zustand bewusst eingesetzt wird. Aber bei einer Panikattacke hat der Betroffene unkontrollierbare Todesangst“, sagt Schu. Menschen mit Panikstörungen leiden unter ihrem Zustand.

Als Beispiel nennt der Mediziner Menschen, die sich schutz- und hilflos fühlen, wenn sie alleine aus dem Haus gehen und daraufhin Panikattacken erleiden. Die Menschen versuchten dann, bestimmte Orte oder Situationen zu vermeiden. Panik sei wohl auch ansteckend.

„Die Panik an der Börse lässt sich ähnlich beschreiben wie die Massenpanik im Fußballstadion“, sagt Hartmut Kiehling, Wirtschaftswissenschaftler und Experte für Börsenpsychologie. Die Akteure an der Börse handelten zwar nicht so kopflos wie die Stadionbesucher, aber es seien eine schlechte Stimmung, gleichgerichtetes Handeln und nackte Existenzangst zu beobachten. Auch Ulrich Schu schließt nicht aus, dass ein Börsenmakler angesichts stürzender Kurse leibhaftige Panik entwickelt. Einfache Rezepte dagegen gibt es nicht. Ein Panikanfall beim Menschen geht nach 15 bis 45 Minuten vorbei. An der Börse hält dieser Zustand länger an. ela

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