Unbekanntes Mordopfer: Wer kennt diesen Toten?
Dessau – Am 5. Juli entdeckte ein Paddler in der Elbe zwischen Dessau und Lutherstadt Wittenberg eine verdächtige Metallkiste. Als die Polizei das Objekt schließlich geborgen hatte, machte sie darin eine grausige Entdeckung: Im Inneren der Kiste befand sich die Leiche eines Mannes, der offenbar ermordet worden war.
Bei der Leiche befanden sich allerdings keine Dokumente, die den Mann identifizierten und aktenkundig bei der Polizei war er auch nicht, weshalb keine Fingerabdrücke oder ähnliche Identifikationsmerkmale vorlagen. Im Rahmen der kriminaltechnischen Untersuchungen und Analysen gelang es jedoch, zahlreiche Informationen über den Mann zu rekonstruieren.
Demnach handelte es sich bei dem offensichtlich gewaltsam getöteten Toten um einen rund 45 bis 60 Jahre alten Mann von athletischer Statur. Er wog bei einer Köpergröße von etwa 1,80 Metern rund 75 Kilogramm und trug auf dem linken Unterarm eine schwarze Tätowierung "Michaela" sowie am rechten Ringfinger einen goldenen Ring, in den derselbe Name eingraviert war. Auf Grund des Zustandes der Leiche geht die Gerichtsmedizin davon aus, dass der Tod des Mannes bereits mehrere Wochen vor dem Auffinden eingetreten sein dürfte.

Dieses Tattoo trug der Getötete auf dem linken Unterarm.
Bei der Kiste, in der der Tote gefunden wurde, handelt sich um eine Metallkiste ähnlich einer Werkzeugtruhe, die in dieser Ausführung bis 1991 in großer Stückzahl produziert wurde. Die Kiste trägt an der Vorderseite eine markante individuelle Aufschrift in schwarzer Farbe ("Albert Glück"). An der Innenseite des Deckels befinden sich zwei Aufkleber, wobei einer die Aufschrift "Original BETRA Qualität" trägt. Der zweite Aufkleber zeigt zwei Mainzelmännchen und die Aufschrift "ZDF".

In dieser Kiste wurde das Mordopfer gefunden.
Da der Mann offenbar bereits einige Zeit vor seinem Auffinden getötet wurde, musste sein Aussehen rekonstruiert werden. Inzwischen gibt es bereits zwei Rekonstruktionen, die zeigen, wie der Mann wohl zu Lebzeiten ausgesehen hat. Durch das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt wurde zunächst ein Porträt gezeichnet und später auch noch eine Gesichtsweichteilrekonstruktion durchgeführt. Demnach dürfte das Mordopfer wohl so ausgesehen haben:

So haben die Forensiker das Aussehen des Opfers rekonstruiert.
Münchner Rechtsmediziner rekonstruierten Herkunft des Toten
Als besonders spannend und aufschlussreich erwies sich zudem eine vom rechtsmedizinischen Institut in München an der Leiche durchgeführte Isotopenanalyse. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass sich der Unbekannte seit mindestens zehn Jahren in Deutschland aufhielt, jedoch ursprünglich nicht aus in Mitteleuropa stammt.
Den Untersuchungen zufolge dürfte der Getötete etwa bis zu seinem 35. Lebensjahr im südöstlichen Europa (z.B. ehemaliges Jugoslawien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, etc.) aufgewachsen sein und gelebt haben, bevor er nach Deutschland kam. Dort dürfte er eher im Binnenland und weniger an der Küste gelebt haben.
Leiche von A9-Brücke in die Elbe geworfen
Zwischenzeitlich haben kriminaltechnische Untersuchungen zudem ergeben, dass die Kiste, in der sich der Leichnam befand, von der Elbebrücke der A9 in die Elbe gelangt ist. Diese Brücke befindet sich auf dem Autobahnabschnitt zwischen den Anschlussstellen Coswig und Vockerode. Die BAB 9 verbindet die Städte Berlin und München und wird stark durch Pendler, Touristen, den Güterkraftverkehr und auch von einheimischen Autofahrern frequentiert.
Die Polizei geht davon aus, dass bislang unbekannte Personen die Kiste mit dem Leichnam bis spätestens zum 05. Juli 2016 mit einem Fahrzeug auf die Elbebrücke transportierten und sie dann von dort oben direkt in den Fluss warfen.
Trotz zahlreicher Ermittlungen sowie Veröffentlichungen im In- und Ausland konnte der Getötete bis heute nicht identifiziert werden. Zahlreiche Hinweise, die bislang bei der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost einginge, liefen ins Leere.
Deshalb sucht die Polizei nun bundesweit nach möglichen Zeugen. Möglicherweise können sie entscheidende Hinweise geben, die die Ermittlungen vorantreiben: Auch wenn Sie meinen, dass Ihre Wahrnehmungen nicht sachdienlich seien, könnten diese für die Polizei von großer Bedeutung sein.
Insbesondere interessieren die Ermittler folgende Fragen:
- Wer ist der Getötete?
- Wer hat den Mann vor dem 5. Juli 2016 gesehen?
- Wo wurde der Mann vor dem 5. Juli 2016 gesehen?
- Wer kann Angaben zu den abgebildeten Gegenständen (Ring, Kiste) sowie zu der Tätowierung machen?
- Wer hat vor dem 5. Juli 2016 relevante Beobachtungen im Bereich der genannten Elbebrücke gemacht?
Sachdienliche Hinweise nimmt die Polizei Sachsen-Anhalt unter der Rufnummer 0340/6000-291 oder per E-Mail unter lfz.pd-ost@polizei.sachsen-anhalt.de entgegen. Sie können sich zudem auch einfach persönlich an Ihre örtliche Polizeidienststelle wenden.