Überfall am Pokertisch

Während im Berliner Hyatt Hotel die weltbesten Zocker um eine Million Euro spielen, überfallen maskierte Räuber die Hoteliers im Foyer – sie entkommen mit hunderttausenden Euro Beute
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Boris Becker am Pokertisch.
dpa Boris Becker am Pokertisch.

BERLIN - Während im Berliner Hyatt Hotel die weltbesten Zocker um eine Million Euro spielen, überfallen maskierte Räuber die Hoteliers im Foyer – sie entkommen mit hunderttausenden Euro Beute

Die Preisgelder sind hoch, die Spieler konzentriert. Mit dunklen Brillen und tief über den Kopf gezogenen Kapuzen tarnt die Riege der Weltbesten ihre Emotionen bei der European Poker Tour im Berliner „Grand Hyatt“. Es ist Samstag, das renommierte Turnier läuft seit Dienstag. Heute liegen die höchsten Startgelder im Safe des Luxushotels im Foyer.

Plötzlich schrecken die Teilnehmer auf. Ein lauter Knall aus dem Foyer, Gebrüll und Geschrei. Da stimmt was nicht. „Runter, runter“, schreit einer – nackte Panik bricht aus. Der Lärm kommt aus dem Foyer: Dort versuchen Wachmänner, vier maskierte Eindringlinge in Schach zu halten, die das Hotel gestürmt haben. Am hellichten Tag, mit Schusswaffen und Machete. Vier oder sechs sind es. Sie schreien, halten die Securities mit ihren Waffen in Schach, fuchteln mit der Machete. Hotelangestellte müssen das Geld in Taschen packen. Einen der Räuber im roten Kapuzenpulli ringt ein beherzter Wachmann noch nieder. Aber ein Komplize reißt ihn los. Die Männer sind brutal und nicht zu stoppen. „Ich war vollgepumpt mit Adrenalin. Wahrscheinlich werde ich erst abends anfangen zu zittern, wenn mir bewusst wird, was da eigentlich passiert ist“, sagt der Wachmann später.

Die Zocker hören Brüllen, Schreie, Klirren aus dem Foyer. Sie flüchten oder suchen Deckung unter den Tischen, das Zerbrechen einer Vitrine klingt wie ein Schuss. In der Hektik verletzen sich sieben Spieler. Ihre Chips fliegen auf den Boden. Die Sportsender, die den Event übertragen, filmen leere Tische, verwüstete Räume und durcheinander rennende Menschen. Die Überwachungskamera des Hotels hält den Raubüberfall fest.

Die Räuber flüchten, eine Tasche verlieren sie bei dem Gerangel mit den Sicherheitsleuten. Während der Maskierte im roten Pulli von dem Wachmann niedergerungen wird, kann ihm ein Praktikant des Hotels noch eine Tasche mit hunderttausend Euro abnehmen. Mit mehreren hunderttausend Euro soll die Bande abgezogen sein. Bei dem Tournier werden 4,6 Millionen Euro an Preisgeldern ausgeschüttet.

Die Bande stürmt aus dem Hotel, zu der Einkaufsmeile „Potsdamer Platz Arcaden“ gleich um die Ecke des Fünf-Sterne-Hotels. Im nachmittäglichen Einkaufs- und Touristengewühl tauchen sie unter.

Den Pokerstars steckt der Schock in den Gliedern, sie schnappen frische Luft vor dem Hotel und telefonieren mit Angehörigen, andere reden in der Lobby über den Überfall. Am Dienstag, als das Turnier gestartet war, nahmen noch Stars wie Boris Becker und Charlotte Roche an den Spielen teil. Am Samstag sind sie aber nicht da – schon ausgeschieden. Nach drei Stunden setzen die Profis das Zocken fort.

Am Sonntag spielen acht von ihnen um den Millionen-Gewinn, anfangs auch zwei Deutsche – währenddessen sucht die Polizei nach den Räubern, die mit hunderttausenden Euro Beute untergetaucht sind.

Laura Kaufmann

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