U-Bahn-Schläger bekennt Mitschuld
Berlin - "Ich gebe mir eine Mitschuld, ich will mich der Verantwortung stellen", heißt es im schriftlichen Geständnis des Mannes, das sein Verteidiger am Montag zu Prozessbeginn vor dem Berliner Landgericht verlas. Bisher hatte der 21-Jährige bestritten, das Opfer in den Tod getrieben zu haben.
Dem Angeklagten wird Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen. Er soll den 23-jährigen Giuseppe M. im September 2011 nach einer Schlägerei in der U-Bahnstation Kaiserdamm nach draußen verfolgt haben. Das Opfer wurde bei seiner panischen Flucht von einem Auto erfasst und tödlich verletzt. Auch der 22 Jahre alte Mitangeklagte, der bei der Schlägerei beteiligt war, legte ein schriftliches Geständnis ab.
Der Hauptangeklagte gab an, er sei Giuseppe M. hinterhergerannt, den Unfall selbst habe er aber nicht gesehen. "Ich hörte einen Knall und sah ihn gegen den Mast fliegen - das Bild werde ich nie vergessen", ließ der 21-Jährige über seinen Verteidiger Stefan Conen wissen. "Tothetzen, das wollte der Angeklagte nicht", sagte der Anwalt auf dem Gerichtsflur.
Der Mitangeklagte gestand seine Beteiligung an der Schlägerei. Der 22-Jährige wurde selbst verletzt und hat eigenen Angaben zufolge von dem Unfall nichts mitbekommen. Beide Männer hatten sich der Polizei gestellt. "Wir haben geweint und waren geschockt", heißt es in der schriftlichen Aussage des Mannes, die Verteidiger Nicolas Becker verlas.
Ein Freund von Giuseppe, der mit ihm zum Tatzeitpunkt unterwegs war, berichtete vor Gericht, es habe im U-Bahnhof einen Streit um Zigaretten gegeben. Die Angeklagten hätten aggressiv gewirkt, sagte der Student. Ohne jede Vorwarnung habe der ältere Angeklagte Giuseppe geschlagen. Der andere habe auch zugeschlagen. "Wir verteidigten uns und schlugen zurück", sagte der 22-Jährige.
"Ich hatte Angst um mein Leben", sagte der Student, der sich vor weiteren Angriffen retten konnte. Er sah aber, dass der 21-Jährige seinem Freund Giuseppe dicht auf den Fersen war. "Es war ersichtlich, dass er verfolgt wurde." Er habe einen lauten Knall gehört, sei zurückgerannt und habe seinen Freund bewusstlos auf der Straße liegen sehen.
Der Tod des jungen Berliners, der eine Ausbildung bei der Bundeswehr absolvieren wollte, hatte Bestürzung und große öffentliche Anteilnahme ausgelöst. Mutter und Bruder des Opfers treten im Prozess als Nebenkläger auf. "Es ist schwer, sich nicht von Emotionen hinreißen zu lassen", sagte der 28-Jährige Bruder auf dem Gerichtsflur.
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