TU Dortmund: Krach um „Raum der Stille“
Dortmund - Nicht nur pauken, sondern auch mal pausieren. Sich in einem Rückzugsort vom Uni-Stress erholen, meditieren, vielleicht auch ein Gebet sprechen. So hat sich die Technische Universität (TU) Dortmund ihren „Raum der Stille“ vorgestellt. Mit zwei Sofas, ein paar Regalen für Bücher und einem idyllischen Wald-Wandbild. Klingt recht schön. Eigentlich.
Ausnahmslos für jeden sollte dieser Raum offen stehen – unabhängig von Religion, Kultur und Geschlecht. Jetzt haben die Verantwortlichen aber einsehen müssen: Dieser Plan hat nicht funktioniert.
Die Realität ist am Ende nämlich diese: Anstatt eines neutralen Ortes für alle haben sich dort Muslime zunehmend ausgebreitet und den Gebetsraum für sich und ihre Religionsausübung in Anspruch genommen. So wurden beispielsweise Gebetsteppiche ausgelegt und Koran-Ausgaben im Raum gelagert – obwohl das ausdrücklich nicht erlaubt ist, wie die TU Dortmund in den Nutzungsbedingungen des Raumes festgelegt hat: „Der Raum der Stille ist weltanschaulich und religiös neutral zu halten. Religiöse Symbole, Zeichen oder Ähnliches dürfen nicht aufgestellt oder angebracht werden“, heißt es in den Bestimmungen.
Damit aber noch nicht genug im Ärger um den Ruheraum: Der ist von den Muslimen auch noch in zwei Teile unterteilt worden – einer für Männer, einer für Frauen. Für Letztere reicht ein kleiner Teil aus, befanden die selbsternannten Raumgestalter.
Diese Diskriminierung von Frauen will die TU nicht hinnehmen und hat den Rückzugsort nun endgültig beerdigt: Er ist trotz Proteste muslimischer Studenten ab sofort geschlossen. Für alle. Das Schloss ist ausgetauscht.
Die Universität antwortet – und schließt den Raum
Zuvor waren zahlreiche Beschwerden eingegangen, dass der Raum eigenmächtig von Muslimen umgestaltet worden war. Wie, schildert das Rektorat jetzt in einem Brief: „Eine Ortsbesichtigung ergab, dass die raumhohen, stabilen Regale umgestellt worden waren und als Raumteiler dienten, die den Raum, beginnend am Eingang, in einen größeren hellen und einen kleineren dunklen Bereich aufteilten.“ Und: „Über diese Regale waren zusätzlich Decken gehängt, womit sichergestellt wurde, dass eine Blickverbindung von einem Raumteil in den anderen nicht möglich war.“
Am Eingang des Raums sei Frauen zudem von männlichen Muslimen klar gemacht worden, dass sie sich nur in dem kleineren Bereich aufhalten dürften. Auch Flugblätter auf Deutsch und Arabisch kursierten und erklärten, wie sich Frauen zu verhalten hätten. Sie sollten etwa ein Kopftuch tragen und kein Parfüm benutzen.
„Das ist ein Verstoß gegen das Gebot der Gleichbehandlung von Mann und Frau“, so Uni-Sprecherin Eva Prost. Deswegen sah die TU keine andere Lösung, als den Raum zu schließen. Daraufhin haben nun Muslime der TU wiederum vorgeworfen, den Islam zu diskriminieren.
Das will die Einrichtung aber nicht auf sich sitzen lassen. Deswegen hat sie einen offenen Brief veröffentlicht. Adressiert ist dieser an drei Personen, die sich schriftlich über die Schließung beschwert hatten – angeblich im Namen einer Gruppe von insgesamt 408 muslimischer Studierenden. Die machten allerdings nur 1,2 Prozent aller Studenten aus, macht das Rektorat in seiner Antwort deutlich.
In dem Raum werden künftig wohl Babys untergebracht
Die Protestler der Petition fühlen sich diskriminiert, aus Sicht der TU sind es aber sie, die diskriminieren: „Wir begrüßen ausdrücklich, dass Sie gegen eine Diskriminierung bestimmter Gruppen von Studierenden aussprechen, denn genau um diese Diskriminierung zu vermeiden, war die Schließung des Raumes erforderlich.“
Weil die Einrichtung neutral und überkonfessionell sei, habe man schon 2008 den Wunsch abgelehnt, spezielle Räume für einzelne Glaubensrichtungen einzurichten. 2012 entschied man sich dann für den gemeinsamen „Raum der Stille“.
Und was passiert jetzt damit? Der Raum wird entweder als Babyraum eingesetzt oder für Lehre und Forschung, heißt es von der Universität.
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