Trauerfeier für Mirco: Gebete auch für die Familie des Täters

Neben dem Altar stand ein Bild des getöteten Jungen: Am Donnerstag nahmen Freunde und Verwandte Abschied von Mirco. Auch die Familie des mutmaßlichen Mörders wurde in die Gebete eingeschlossen.
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Vor dem Altar stand ein Bild des getöteten Mirco
dapd Vor dem Altar stand ein Bild des getöteten Mirco

GREFRATH - Neben dem Altar stand ein Bild des getöteten Jungen: Am Donnerstag nahmen Freunde und Verwandte Abschied von Mirco. Auch die Familie des mutmaßlichen Mörders wurde in die Gebete eingeschlossen.

Mit einem bewegenden Trauergottesdienst haben am Donnerstag in Grefrath Familienangehörige, Nachbarn, Freunde und Mitschüler des ermordeten Mirco Abschied genommen. Mirco sei „Opfer der Willkür und Gewalt eines Starken geworden“, sagte Pfarrer Johannes Quadflieg bei dem ökumenischen Gottesdienst in der Laurentius-Kirche der Gemeinde am Niederrhein. Sein schrecklicher Tod habe alle erschreckt, bestürzt und mit tiefer Trauer erfüllt.    

Die Eltern von Mirco nahmen nicht an dem Gottesdienst teil. Sie seien an einem vertrauten Ort, wo sie durchatmen könnten, sagte Präses Roman Siewert vom Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, zu der Mircos Familie gehört. Er verlas einen Brief der Eltern an die Einwohner von Grefrath, seine Mitschüler und die Mitarbeiter der Polizei.

Mirco sei „freundlich, lebenslustig“ gewesen, heißt es darin. „Er war unser Clown, unsere Sportskanone, er hatte Rhythmus im Blut.“ Seine Freizeit habe er gerne auf Bauernhöfen verbracht. „Wenn er groß ist, wollte er Bauer werden“, schrieben die Eltern. „Er war etwas Besonderes.“ Sie dankten für Hilfe, Zuspruch und Gebete. „Viele haben ihn in ihr Herz geschlossen, mit uns gefühlt.“

Mirco war am Abend des 3. September vergangenen Jahres auf dem Heimweg verschwunden. Knapp fünf Monate später nahm die Polizei Olaf H. fest. Der 45-Jährige legte ein Geständnis ab und führte die Beamten zum Fundort des getöteten Jungen. Der Vater von drei Kindern gab zu, Mirco aus Frust über beruflichen Stress getötet zu haben. Neben dem Altar in der kleinen Laurentius-Kirche erinnerte ein Bild an Mirco – man kennt es von den vielen Fahndungsfotos, mit denen die Polizei nach Hinweisen auf den Jungen gesucht hatte. Mirco habe sich nie gerne fotografieren lassen, schrieben die Eltern.

In den Fürbitten wurde auch für den Täter und seine Familie, „für alle, die seine Tat mitgetroffen hat“ gebetet. Die Ermordung des Zehnjährigen habe „unendliches Leid“ über beide Familien gebracht, hatte Siewert gesagt.

Wann die Ermittler Mircos Leiche freigeben, war noch unklar. Die Beerdigung soll „in den nächsten Wochen“ im engsten Kreis stattfinden, wie es aus der freikirchlichen Christengemeinde Krefeld hieß. In einem Online-Kondolenzbuch der Pfingstbewegung finden sich hunderte Einträge. „Die Frage nach dem Warum bleibt“, schrieb dort zum Beispiel eine Familie aus Sachsen.

dpa

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