Trauer um Jemen-Geiseln: "Wir sehen uns zuhause"

Die beiden deutschen Studentinnen Anita G. und Rita S. wollten in einem jemenitischen Krankenhaus helfen – und wurden getötet. Wo die anderen Geiseln sind, ist noch völlig ungeklärt.
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Die sterblichen Überreste der drei getöteten Frauen werden nach Sanaa gebracht.
dpa Die sterblichen Überreste der drei getöteten Frauen werden nach Sanaa gebracht.

BERLIN/SANAA - Die beiden deutschen Studentinnen Anita G. und Rita S. wollten in einem jemenitischen Krankenhaus helfen – und wurden getötet. Wo die anderen Geiseln sind, ist noch völlig ungeklärt.

Seit Dienstag um 10.56 Uhr herrscht schreckliche Gewissheit: Bei zwei der im Jemen getöteten Frauen handelt es sich um Deutsche. Das gab Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bekannt. Auch eine junge Südkoreanerin wurde getötet. Völlig unklar ist bisher, wie es den anderen deutschen Geiseln geht: Ob Haustechniker Johannes H., Ehefrau Sabine und die drei Kinder Lydia (4), Anna (3) und Simon (11 Monate) noch am Leben sind, ist ungewiss. Auch das Schicksal des ebenfalls entführten britischen Ingenieurs Anthony S. ist ungeklärt.

In der Heimat der getöteten jungen Frauen herrscht unterdessen Fassungslosigkeit: Beide studierten an der Bibelschule im ostwestfälischen Brake. "Mit tiefer Bestürzung haben wir die Nachricht vom Tod unserer Studierenden Anita G. und Rita S. aufgenommen", teilte die Bibelschule auf ihrer Homepage mit. "Aufgrund ihres ausgeprägten sozial-diakonischen Engagements entschieden sie sich für ein Praktikum im Jemen. Dort brachten sie sich als Kurzzeitmitarbeiter von Worldwide Services im Krankenhaus von Saada in die medizinische Versorgung der Bevölkerung ein", hieß es weiter. "Wir verlieren mit Anita G. und Rita S. zwei engagierte Studentinnen, die mit ihrer Liebe zu Gott und den Menschen ein Vorbild waren."

Ihr Praktikum sollte drei Monate dauern

Die beiden jungen Frauen waren im dritten Ausbildungslehrjahr an der Bibelschule. Beide waren gelernte Krankenpfleger-Helferinnen und stammten aus dem niedersächsischen Landkreis Gifhorn. Ihr Praktikum am Al-Dschumhuri-Krankenhaus in Saada sollte drei Monate dauern. Auftraggeber war die kleine niederländische Entwicklungshilfe-Organisation "World Wide Service Foundation" aus Bleiswijk bei Rotterdam. "Was geschehen ist, ist ein schwerer Schock für uns", sagt WWS-Gründer Paul Lieverse. Er ist selbst Arzt und arbeitete oft vor Ort. "Die Menschen in Saada sind uns seit Jahren wohlgesonnen."

Die sterblichen Überreste der beiden Deutschen sowie der südkoreanischen Lehrerin Young-Sun Iun (34) wurden gestern per Hubschrauber zur Autopsie nach Sanaa geflogen. Ein Spezialteam des BKA ist vor Ort, um die Frauen zweifelsfrei zu identifizieren, bevor sie überführt werden können. Für die anderen Geiseln befürchtet das Auswärtige Amt das Schlimmste: "Sie befinden sich vermutlich in den Händen von skrupellosen Gewalttätern", sagte Steinmeier.

"Gott wird abwischen alle Tränen"

Unterdessen lassen Freunde der jungen Frauen im Netzwerk "StudiVZ" ihrer Trauer freien Lauf: "Es tut weh, dass du nicht mehr hier bist, dafür aber in Gottes Armen", schreiben sie. "Wir sehen uns da, wo unser zuhause ist." Und sie zitieren die Bibel: "Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen."

zo

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