Transparency entfacht Streit um Journalistenrabatte
Schluss mit Vergünstigungen für Journalisten, verlangt die Anti-Korruptionsorganisation "Transparency International". Der Deutsche Journalisten-Verband sieht das anders.
Berlin – Einen Streit um Presserabatte hat die Organisation Transparency International Deutschland angefacht. Der Verein, der gegen Korruption kämpft, verlangte am Mittwoch in Berlin ein Ende der Vergünstigungen für Journalisten. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) wandte sich gegen deren pauschale Abschaffung. „Das ist Sache eines jeden Journalisten, ob er Presserabatte annimmt oder nicht“, sagte DJV-Sprecher Hendrik Zörner. „Da bedürfen wir keiner Belehrung durch andere Organisationen.“
Transparency hatte die Entscheidung der Deutschen Bahn gelobt, den 50-prozentigen Preisnachlass für Journalisten beim Kauf einer Bahncard 50 Mitte April abzuschaffen. Andere Firmen böten aber weiter solche Vorteile an. „Journalistenrabatte sind anachronistisch. Unternehmen sollten nicht auf bessere Berichterstattung schielen, indem sie Journalisten potenziellen Interessenkonflikten aussetzen“, erklärte Transparency-Vorstandsmitglied Jürgen Marten dazu.
Die Gewährung von Rabatten falle unter die unternehmerische Freiheit, entgegnete die Geschäftsführerin der Deutschen Journalisten-Union (dju) in der Gewerkschaft Verdi, Cornelia Haß. „Viele Unternehmen tun das, und es gibt auch viele Journalisten, die das in Anspruch nehmen.“ In der dju werde das kontrovers diskutiert. Presserabatte sehe man „insgesamt sehr kritisch“. Es sei darum „gut und richtig, dass diese Diskussion jetzt geführt wird“.
DJV-Sprecher Zörner meinte, wenn ein Redakteure für Autothemen seinen Wagen mit Presserabatt kaufe, sei das „selbstverständlich problematisch“. Anders sehe es aus, wenn ein Feuilletonist sein neues Auto mit Presserabatt erwerbe. „Die Verantwortung dafür liegt bei jedem einzelnen Journalisten“, betonte der Verbandssprecher. Seine dju-Kollegin meinte: „Niemand ist ja auch gezwungen, diese Rabatte anzunehmen.“ Redaktionen sollten ihre Mitarbeiter aber ausreichend bezahlen, damit sie unabhängig recherchieren könnten.