Topstars und Todeszellen

Während Angelina Jolie und Clive Owen über den roten Teppich flanieren, spricht der deutsche Filmemacher Werner Herzog über seine Erlebnisse im Todestrakt
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Großes Staraufgebot bei der Berlinale am Wochenende - Filmemacher Werner Herzog war anlässlich des Festivals Ehrengast bei Bundespräsident Wulff.
dpa 10 Großes Staraufgebot bei der Berlinale am Wochenende - Filmemacher Werner Herzog war anlässlich des Festivals Ehrengast bei Bundespräsident Wulff.
Der deutsche Filmemacher Werner Herzog zeigt auf der Berlinale seine Dokumentation "Death Row" über zum Tode verurteilte Mörder in den USA.
dpa 10 Der deutsche Filmemacher Werner Herzog zeigt auf der Berlinale seine Dokumentation "Death Row" über zum Tode verurteilte Mörder in den USA.
Angelina Jolie präsentierte ihren neuen Film "In The Land Of Blood And Honey".
dpa 10 Angelina Jolie präsentierte ihren neuen Film "In The Land Of Blood And Honey".
Die deutsche Band "BossHoss" mit der Gewinnerin der Casting show "The voice of Germany", Ivy Quainoo.
dpa 10 Die deutsche Band "BossHoss" mit der Gewinnerin der Casting show "The voice of Germany", Ivy Quainoo.
Die britischen Schauspieler Andrea Riseborough und Clive Owen bei der Premiere ihres Films "Shadow Dancer".
dpa 10 Die britischen Schauspieler Andrea Riseborough und Clive Owen bei der Premiere ihres Films "Shadow Dancer".
Die britischen Schauspieler Andrea Riseborough und Clive Owen bei der Premiere ihres Films "Shadow Dancer".
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DJ Pierre Sarkozy: Der Sohn des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy.
dpa 10 DJ Pierre Sarkozy: Der Sohn des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy.
Die deutsche Band "BossHoss" mit der Gewinnerin der Casting show "The voice of Germany", Ivy Quainoo.
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Christine Neubauer ließ sich den roten Teppich nicht entgehen...
dpa 10 Christine Neubauer ließ sich den roten Teppich nicht entgehen...
... Veronica Ferres und Carsten Maschmeyer ebenfalls nicht.
dpa 10 ... Veronica Ferres und Carsten Maschmeyer ebenfalls nicht.

Während Angelina Jolie und Clive Owen über den roten Teppich flanieren, spricht der deutsche Filmemacher Werner Herzog über seine Erlebnisse im Todestrakt

San Francisco/Berlin – Der deutsche Filmemacher Werner Herzog (69) zeigt auf der Berlinale seine Dokumentation „Death Row“ über zum Tode verurteilte Mörder in den USA. Für den TV-Vierteiler führte der Wahlkalifornier Interviews mit Todeszelleninsassen. Gleichzeitig drehte Herzog die Dokumentation „Into the Abyss“ über einen Dreifachmord in Texas. Auch dafür begab er sich in den Todestrakt, sprach mit zwei verurteilten Mördern, aber auch mit ihren Familien, mit Angehörigen der Opfer, Gefängnisangestellten und anderen Betroffenen. „Das ist Material von einer Intensität, die ich nie bisher bei irgendeinem Film gehabt habe“, sagte Herzog.
 
Es ist schwierig in den USA überhaupt Zugang zu Todeszelleninsassen zu bekommen. Wie sind Sie das Projekt angegangen?

Herzog: „Technisch gibt es klare Regeln. Sie müssen mit dem Häftling im Todestrakt schriftlich Kontakt aufnehmen, und nur wenn Sie von ihm eingeladen werden, kommt der nächste Schritt. Der Staat Texas oder Florida hat dann zu entscheiden, ob sie ein Gespräch zulassen. Bei Michael Perry (Todeszelleninsasse in Texas) gab es auch noch Zeitdruck, weil er ja acht Tage später hingerichtet wurde. Ich hatte nur sehr kurze Zeit mit den einzelnen Gefangenen, 50 Minuten jeweils. Aber praktisch mit jeder Person, die man in dem Film sieht, habe ich nicht länger als eine Stunde in meinem ganzen Leben verbracht.“

Wie war das für Sie, einem Mann zu begegnen, der kurz vor der Hinrichtung stand?

Herzog: „In dieser kurzen Zeit müssen Sie funktionieren. Die Kamera muss in Ordnung sein, die Lichter müssen ganz schnell aufgebaut sein und Sie müssen sofort den richtigen Ton finden, sonst landen Sie im Niemandsland. Erst später beim Schnitt, wenn man das Material stoppen und sich wiederansehen kann, erst dann auf einmal trifft es einen viel tiefer. Zeichen dafür, wie sehr das mich und den Cutter betroffen hat, ist, dass wir beide wieder zu rauchen anfingen. Normalerweise arbeiten wir acht Stunden am Tag, stetig und schnell, mit klaren Zielvorgaben. Diesmal konnten wir nur fünf Stunden arbeiten, dann waren wir erledigt. Das ist Material von einer Intensität, die ich nie bisher bei irgendeinem Film gehabt habe.“

„Into the Abyss“ spielt auch außerhalb der Todeszelle, Sie reden mit Opfern und Betroffenen. Was wollen Sie aufzeigen?

Herzog: „Ich beschäftige mich gar nicht so sehr mit der Thematik der Todesstrafe. Es ist eigentlich ein Film über ein großes, vollkommen sinnloses Verbrechen und die Auswirkungen in alle Richtungen: Die Familien der Opfer, der Kaplan, der in der Todeszelle selber Beistand leistet. Der Captain des "Tie-Down-Teams", das die Todeskandidaten auf der Pritsche festschnallt, was der nach 125 Exekutionen zu sagen hat. Das hat zum Teil natürlich mit Todesstrafe zu tun, zum Teil aber mit ganz anderen Dingen, die tief ins Leben hineinleuchten. Was aus dem Material auch so sichtbar geworden ist, ist die Dringlichkeit des Lebens.“

Sie sind ein erklärter Gegner der Todesstrafe und haben einmal gesagt, dass Sie nicht Bürger der USA werden wollen, solange es dort die Todesstrafe gibt. Stimmt das?

Herzog: „Ich bin zu sehr mit Bayern und mit der deutschen Kultur verwurzelt, da kann ich sowieso nicht richtig raus. Ich würde auch nicht Japaner werden, oder die chinesische oder die iranische Staatsbürgerschaft annehmen, ganz simpel, weil ich nicht Bürger eines Staates sein will, der die Todesstrafe hat. Ich bin aber auch nicht in der Stimmung, Amerika zu belasten oder auf Texas einzuprügeln. Die besten Leute, die Sie in dem Film sehen, sind aus Texas. Der frühere Captain des Exekutionsteams ist ein Mann von solcher Tiefe und Glaubwürdigkeit, so jemanden finden Sie nicht in New York oder San Francisco. Da müssen Sie nach Texas oder Wisconsin oder nach Kansas gehen, da finden Sie jemanden, der eine solche selbstverständliche Kraft und Integrität hat.“

Nach Ihrer Regiearbeit treten Sie zur Abwechslung auch wieder vor die Kamera. Wie sind Sie an die Rolle in dem Film „One Shot“ mit Tom Cruise gekommen?

Herzog: „Ich bin eingeladen worden und habe mich dazu überreden lassen. Der Regisseur (Christopher McQuarrie, „Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat“) und die Produktion und auch Tom Cruise, so weit ich weiß, hat das auch befürwortet. Aber die haben sich natürlich angeschaut, was ich an Rollen bisher als Schauspieler gemacht habe. Die Action-Filme in Hollywood sind ja recht teuer, und die schleppen nicht irgendeinen Amateur vor die Kamera, nur weil er einen komischen Akzent hat. Es gibt mehrere Bösewichte in dem Film, ich habe nur eine kleine Rolle.“
 

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