Tödlicher Grillabend

Todesfalle Grillparty: Die SWR-Moderatorin Miriam Christmann (41) und ihr Lebensgefährte Timo Richter ersticken nach Vergiftung durch Kohlenmonoxid. Die AZ klärt: So gefährlich ist das Gas.
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Starb am Pfingstmontag: Miriam Christmann.
dpa Starb am Pfingstmontag: Miriam Christmann.

RASTATT - Todesfalle Grillparty: Die SWR-Moderatorin Miriam Christmann (41) und ihr Lebensgefährte Timo Richter ersticken nach Vergiftung durch Kohlenmonoxid. Die AZ klärt: So gefährlich ist das Gas.

Das schöne Wetter verlangte am Pfingstmontag geradezu nach einem Grillabend. Offenbar dachten sich die SWR-Moderatorin Miriam Christmann (41) und ihr Lebensgefährte Timo Richter nichts dabei, den Grill danach von der Terrasse ins Haus zu holen. Vielleicht fanden sie das romantisch, vielleicht wollten sie sich wärmen. Sicher ist: Es kostete beide das Leben. Sie erstickten im Schlaf am Kohlenmonoxid, das aus der wohl unbemerkt vor sich hin brennenden Grillkohle entwich. Miriam Christmann hatte als Stilberaterin für mehrere SWR-Servicesendungen gearbeitet, auch im „ARD-Buffet“ war sie zu sehen gewesen. Der 41-jährige Timo Richter war Tontechniker hinter den Kulissen von Sendungen wie „Verstehen Sie Spaß?“, „Straße der Lieder“ und „Show der Naturwunder“.

Der SWR hatte am 14. Mai die Polizei verständigt, nachdem die beiden als zuverlässig bekannten Mitarbeiter am Tag zuvor nicht an ihren Arbeitsplätzen erschienen waren. Als die Polizisten am Nachmittag in die Wohnung der beiden treten, finden sie Christmann und Richter leblos vor – „einen auf dem Bett, den anderen auf dem Boden liegend“, sagt Michael Klose, Sprecher der Staatsanwaltschaft Baden-Baden. „Im Zimmer stand ein Holzkohle- Grill.“ Die beiden müssen ihn am Pfingstmontag benutzt und anschließend ins Zimmer geschafft haben – warum, weiß niemand. Es gibt keine Zeugen.

Tödlicher Fehler

Jedenfalls war es ein tödlicher Fehler: Offenbar brannte die Grillkohle noch, und das entstandene Kohlenmonoxid vergiftete das Paar. Das Gas wird immer wieder Menschen zum Verhängnis (siehe Interview rechts): Im Harz starben vor wenigen Wochen zwei Erwachsene, weil ein Familienvater die Ölheizung seines Hauses manipuliert hatte. Das austretende Kohlenmonoxid tötete die Eltern, während die vier Kinder überlebten.

Auch Christmann und Richter unterschätzten offenbar die Gefahr. „Beide zeigten Anzeichen eines Erstickungstodes“, so Klose. Die Todesursache sei eindeutig, Anzeichen für Suizid oder Fremdverschulden gebe es nicht. Klose: „Es handelt sich um einen tragischen Unglücksfall.“ Am Freitagnachmittag wurde Christmann bei Heilbronn beerdigt.

So gefährlich ist das Gas - Wann Kohlenmonoxid entsteht, wie es wirkt

AZ: Was ist Kohlenmonoxid und wie entsteht es?

NORBERT FELGENHAUER: Kohlenmonoxid ist ein farbund geruchloses, hochgiftiges Gas. Es entsteht bei jeder Verbrennung: bei Bränden, in Verbrennungsmotoren, in Öfen, Durchlauferhitzern und beim Grillen. Die meisten Leute unterschätzen die Gefahr: Kohlenmonoxid ist die häufigste Ursache für schwere unabsichtliche Vergiftungen.

Wie kommt es zu Vergiftungen?

Im Winter versuchen manche Leute, ihre Zimmermit einem Holzkohlegrill zu heizen. Oder sie stellen im Sommer den Grill in die Garage, wenn es anfängt zu regnen. Im Freien ist Grillen kein Problem, weil sich das Kohlenmonoxid verflüchtigt. In geschlossenen Räumen aber steigt die Konzentration immer weiter an,mit möglicherweise fatalen Folgen.

Wie wirkt das Gas?

Es lagert sich an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin an. Damit kann das Hämoglobin keinen Sauerstoff mehr transportieren. Als Folge kommt es bei hohen CO-Konzentrationen zu einem Sauerstoffmangel.

Was sind Symptome einer CO-Vergiftung?

Der Sauerstoffmangel wirkt sich zunächst auf das zentrale Nervensystem aus. Erste Beschwerden sind meist Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit – unspezifische Symptome, die häufig fehlinterpretiert werden. Bei steigender CO-Konzentration kommt es zur Bewusstlosigkeit und später zum Tod.

Was kann man tun, um das Risiko einer Vergiftung zu verringern?

Nur im Freien grillen – einen Grill sollte man nie in geschlossenen Räumen betreiben. Auch Verbrennungsmotoren dürfen nicht in geschlossenen Räumen betrieben werden. Heizung und Kamin sollteman regelmäßig überprüfen und warten lassen – zur eigenen Sicherheit. spez

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