Tödliche Holzklotzattacke - Witwer sagt aus
Oldenburg (dpa) - Vor acht Monaten wurde seine Frau durch eine Holzklotzattacke auf einer Autobahn in Oldenburg getötet und sein bisheriges Leben zerstört - am Dienstag schilderte der Ehemann vor Gericht die tragischen Ereignisse.
«Da war plötzlich dieser Knall», sagt der 37-Jährige gefasst und mit leiser Stimme. Erst habe er gar nicht gewusst, was los sei. Glassplitter seien ihm ins Gesicht geflogen. «Die Kinder schrien, ich habe das noch nie so gehört. Es war schrecklich.» Zweimal habe er den Namen seiner Frau gerufen, doch keine Antwort erhalten. «Mir war bewusst, sie ist sehr schwer verletzt.» Er lenkt den Wagen auf den Seitenstreifen, versucht vergeblich die 33-Jährige wiederzubeleben.
Mit verschränkten Armen und unbewegter Miene hört der wegen Mordes angeklagte drogensüchtige Nikolai H. an diesem zweiten Verhandlungstag vor dem Oldenburger Landgericht zu. Kein einziges Mal schaut der 30-Jährige aus Rastede den Witwer an, als dieser von den dramatischen Ereignissen am Ostersonntag auf der Autobahn 29 berichtet. Die Familie war auf dem Heimweg von Wilhelmshaven nach Telgte (Nordrhein-Westfalen). «An diesem Tag war ganz wenig Verkehr», erinnert sich der Familienvater. Es sei stockdunkel gewesen. Die Brücke habe er gar nicht wahrgenommen, auch keinen Täter sehen können.
Wie es der Familie heute gehe, will der Vorsitzende Richter wissen. «Meine Kinder haben es schwer, sie sprechen jeden Tag von Mama», antwortet der 37-Jährige stockend. Beide seien in psychologischer Behandlung, sagt der Mann, der auch als Nebenkläger auftritt. Er selbst wolle eine solche Hilfe nicht in Anspruch nehmen: «Ich schaffe das selbst.»
Nach dem Witwer sagt der Leiter der Mordkommission, Reiner Gerke, aus und berichtet von der wochenlangen Fahndung nach dem Täter. Rund 800 Spuren seien verfolgt worden. Der Angeklagte habe sich zunächst als Zeuge bei der Polizei gemeldet. Er habe behauptet, der Holzklotz habe auf der Brücke auf dem Fahrradweg gelegen und er habe ihn lediglich zur Seite gestellt. «Wir hielten die Aussage für nicht glaubwürdig», sagt Gerke. Kein anderer Zeuge habe diese Version bestätigen können. Nach Meinung der Ermittler habe der 30-Jährige mit seiner Aussage Spuren an dem Klotz erklären wollen.
Zudem habe eine Auswertung der Handydaten ergeben, dass Nikolai H. zur Tatzeit in der Nähe der Brücke war, berichtet Gerke. Er selbst habe aber gesagt, er sei daheim gewesen. Nikolai H. hatte nach seiner Verhaftung zunächst ein Geständnis abgelegt, dieses jedoch später widerrufen. Nun soll ein Glaubwürdigkeitsgutachten erstellt werden. Im Prozess schweigt der Beschuldigte bislang.
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