Todesschüsse von Belgorod: Verdächtiger gefasst
Moskau - Nach dem Blutbad mit sechs Toten in der russischen Großstadt Belgorod hat die Polizei den mutmaßlichen Todesschützen gefasst. Der 31-Jährige mache bisher von seinem Recht Gebrauch, nicht gegen sich selbst auszusagen, teilten die Behörden am Mittwoch mit.
Der Mann hatte bei seiner Festnahme am späten Dienstagabend einen 42 Jahre alten Polizisten mit Messerstichen schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem mehrfach Vorbestraften vor, am Montag sechs Menschen im Zentrum der Stadt erschossen zu haben.
Der gerade aus dem Gefängnis Entlassene hatte nach Darstellung der Ermittler ein Waffengeschäft in Belgorod rund 570 Kilometer südlich von Moskau überfallen. In dem Laden soll er zuerst drei Männer erschossen haben. Dann habe er auf der Flucht noch einen Passanten und zwei Mädchen im Alter von 14 und 16 Jahren getötet. An der mehr als 30-stündigen Jagd auf den Verdächtigen waren etwa 2000 Sicherheitskräfte beteiligt.
Auch Kremlchef Wladimir Putin hatte sich über die Lage informieren lassen. Der Verdächtige hatte sich in einem Sumpfgebiet neben Bahngleisen versteckt, teilte die Polizei mit. Bei seiner Festnahme habe er Widerstand geleistet und auf einen Polizisten eingestochen. Das Innenministerium veröffentlichte im Internet ein Video von dem auf dem Boden liegenden und mit Handschellen gefesselten Mann.
Sicherheitskräfte hatten zuvor die Bewohner in Belgorod vor dem extrem gefährlichen Flüchtigen gewarnt und sie darum gebeten, ihre Wohnungen möglichst nicht zu verlassen. Das Nachbarland Ukraine hatte seinen Grenzübergang zeitweilig verstärkt.
Nach Medienberichten hatten die Eltern die Behörden darüber informiert, dass ihr Sohn aus dem Gefängnis mit schweren psychischen Problemen und auffälliger Aggressivität entlassen worden sei. Dem Vater soll das Waffengeschäft gehört haben.
Die Behörden hatten bereits mehrere Stunden nach dem Verbrechen mitgeteilt, den Mann gefasst zu haben, zogen dann aber die Meldung zurück. Der Kremlfunktionär Pawel Astachow verglich das Verbrechen mit einem "amerikanischen Szenario", wie es Russland bisher so nicht gekannt habe. Die russischen Behörden sicherten den Familien der Opfer eine Million Rubel (rund 24 000 Euro) Schmerzensgeld zu.