Todesfalle Tunnel: Katastrophe auf der Loveparade
DUISBURG - Todesdrama auf der Loveparade in Duisburg. In einem Tunnel, der zum Veranstaltungsgelände führt, brach am Nachmittag eine Massenpanik aus. 19 Menschen sind ums Leben gekommen, mehr als 300 wurden verletzt.
Nach ersten Schätzungen waren mehr als eine Million Menschen bei der Loveparade, die erstmals auf einem abgeschlossenem alten Bahngelände stattfand. Vor dem eingezäunten Gelände hatte sich auch am Nachmittag noch der Besucherstrom gestaut, einige andere Teilnehmer wollten aber auch schon nach Hause. Der Tunnel war dabei ein Nadelöhr. Rund um den Beginn der Abschlusskundgebung um 17.00 Uhr entstand Gedränge unter Besuchern, die schnell auf das Gelände wollten.
Mehr als eine halbe Stunde vor der Massenpanik hatten Augenzeugen die Polizei nach eigenen Angaben vor der Gefahr gewarnt. «Wir standen mittendrin. Es hatten immer mehr Menschen noch versucht, zum Gelände zu kommen», sagte der 21-jährige Raver Fabio der dpa. «Wir waren schon durch den Tunnel durch und standen auf dem kurzen Stück vor dem Eingang. Dort ging es aber nicht weiter.» Einige Menschen seien über Zäune und eine Leiter geklettert.
«Wir sind danach durch den Tunnel zurück. Meine Freundin und ich haben schon kaum mehr Luft mehr bekommen und haben die Ellbogen ausgefahren, um noch wegzukommen. Anschließend haben wir die Polizei alarmiert und gesagt, dass es im Tunnel gleich zur Massenpanik kommen wird.» Passiert sei aber erst einmal nichts. «Das war etwa eine Dreiviertelstunde vor dem Unglück gewesen. Da waren aber schon Leute reihenweise zusammengeklappt», sagte Fabio.
Ein anderer Augenzeuge berichtete, der Tunnel habe wie eine Falle gewirkt. «Überall lagen Menschen auf dem Boden herum. So stelle ich mir Krieg vor», sagte ein Augenzeuge dem Nachrichtensender n-tv. Die Veranstalter seien vermutlich nicht richtig auf die Menschenmassen vorbereitet gewesen. «Das war programmiertes Chaos.» Das Gelände sei wegen Überfüllung abgesperrt gewesen, und von hinten hätten durch den Tunnel die Massen gedrückt, sagte er: «Der Tunnel ließ keine Fluchträume zu.»
Trotz des tragischen Geschehens lief das Musikspektakel zunächst weiter, um eine mögliche weitere Panik zu verhindern. Die Polizei sperrte den Hauptbahnhof. Bahnsprecher Udo Kampschulte sagte der dpa, durch die Panik seien viele Leute auf die Gleise in der Nähe des Loveparade-Geländes ausgewichen.
Die Autobahn A59 war für den Verkehr gesperrt, offensichtlich um die Rettungskräfte über die Autobahn zu leiten. Neun Rettungshubschrauber seien im Einsatz, hieß es.
Die Polizei schaltete eine Telefonnummer, unter der sich Angehörige von Opfern informieren können: 0203/ 94 000. Die Bundespolizei war ursprünglich mit mehr als 1200 zusätzlichen Polizeibeamten im Einsatz gewesen, um den Besuchern einen sicheren Weg vom Bahnhof zum Partygelände zu ermöglichen.
Der nordrhein-westfälische Innenminister Rald Jäger reagierte mit großer Bestürzung auf das Unglück: «Ich bin entsetzt und traurig, dass Menschen, die unbeschwert feiern wollten, gestorben sind», sagte der SPD-Politiker.
Die Loveparade unter dem Motto «The Art Of Love» gilt als eine der wichtigsten und größten Veranstaltung zur «Ruhr.2010» im Kulturhauptstadtjahr. Die Raver-Parade war 1989 in Berlin gegründet worden und ist 2007 in Ruhrgebiet gezogen. 2009 hatte die Stadt Bochum kein geeignetes Gelände gefunden. In Duisburg fand sie erstmals auf einem abgeschlossenem alten Bahngelände mit nur 15 Floats statt. Im Sommer 2011 soll die Loveparade in Gelsenkirchen Station machen. (dpa)
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