Tierschutzproteste: Max-Planck-Institut stoppt Affenversuche

Tierschützer freuen sich über einen "historischen Erfolg", der Institutsleiter wiegelt ab. Was aus den Primaten wurde.
Natalie Kettinger |
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Eins der letzten Bilder aus dem Tübinger Versuchslabor zeigt einen Rhesusaffen mit einem Implantat im Schädel.
dpa Eins der letzten Bilder aus dem Tübinger Versuchslabor zeigt einen Rhesusaffen mit einem Implantat im Schädel.

Zweieinhalb Jahre lang haben sie demonstriert, Mahnwachen abgehalten, Flyer verteilt und im Internet auf die Qualen der Versuchstiere hingewiesen: der Augsburger Journalist Friedrich Mülln und seine Mitstreiter von der Organisation "Soko Tierschutz".

Nun feiern die Aktivisten einen "historischen Erfolg", wie Mülln sagt: Das Tübinger Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik führt ab sofort keine Experimente an Primaten mehr durch. "Wir bestätigen, dass die Affenversuche endgültig beendet sind und wir keine Affen mehr haben", sagte Sprecherin Beate Fülle der AZ.

Die letzten Rhesusaffen seien Einrichtungen im europäischen Ausland übergeben worden, heißt es. Doch genau das trübt die Freude der Tierschützer. "Von den zehn verbliebenen Tieren musste ein Affe noch in den letzten Tagen im Versuch sterben", sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Torturen und Leid

"Und die Torturen und das Leid für die neun überlebenden Affen gehen weiter. Sie wurden an europäische Einrichtungen verschachert, wo sie mit Sicherheit für weitere Versuche ,genutzt’ werden."

"Soko"-Chef Friedrich Mülln sagt, es habe die Möglichkeit gegeben, alle Affen in Auffangstationen unterzubringen. "Aber das Angebot, sie in die sicheren Hände des Tierschutzes zu übergeben, schlug das Max-Planck-Institut aus."

Die Rhesusaffen waren für die Hirnforschung verwendet worden. Bei einer Versuchsanordnung war den Tieren etwa eine Aufzeichnungskammer in den Schädel implantiert worden, durch die unter anderem Elektroden ins Hirngewebe eingeführt wurden, um die Nervenaktivität zu messen.

Ein Tropfen Wasser als Belohnung

Die Affen mussten verschiedene Aufgaben erfüllen – und bekamen zur Belohnung exakt einen Tropfen Wasser. Eine Praxis, die Tierschützer immer wieder anprangerten.

Ein Mitglied der "Soko" hatte zudem undercover als Pfleger im Institut gearbeitet und die Versuche gefilmt. Die Aufnahmen zeigen Affen mit Implantaten, ein Tier hat einen blutverschmierten Kopf, einem anderen läuft Spucke oder Erbrochenes aus dem Mund.
Institutsleiter Nikos Logothetis hatte bereits im April 2016 angekündigt, seine Arbeit an Primaten einstellen und künftig lediglich mit Nagern weiterarbeiten zu wollen.

"Ich höre nicht wegen der Anfeindungen der Tierschützer auf", sagte er. Vielmehr habe ihm der Rückhalt aus der Wissenschaft gefehlt.

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