Tierquälerei für Daunen-Decken?
Werden für unsere Daunen-Decken Gänsen die Federn bei lebendigem Leibe herausgerissen? Die Stiftung Warentest will es genau wissen – und stellt der Branche ein „Armutszeugnis“ aus
München - Daunen sind toll: Sie halten kuschelig warm im Winter, transportieren Feuchtigkeit nach außen und sind außerdem noch Naturprodukte. Aber es ist nicht alles Flausch beim Flaum, der vorwiegend von Gänsen stammt. Denn für die Füllung der Decken und Kissen machen viele Produzenten offensichtlich nicht viel Federlesen – seit Jahren mutmaßen Tierschützer, dass die Federn den Tieren widerrechtlich bei lebendigem Leib herausgerissen werden.
Zahlreiche Bilder und Videos aus Polen, Ungarn, aber auch Deutschland belegen das – jetzt hat sich die renommierte Stiftung Warentest des Themas angenommen. Und auch ihnen gegenüber konnten die Hersteller die Vorwürfe von Organisationen wie Vier Pfoten, Peta oder Soko Tierschutz nicht ausräumen. Die Warentester haben für die aktuelle Ausgabe ihres Test-Magazins zehn Anbieter von Daunendecken unter die Lupe genommen
Was die Verbraucherschützer interessiert hat: Wie werden denn eigentlich die Tiere gehalten, von denen die Daunen stammen? Hier lieferten die meisten Anbieter keine und zwei unbefriedigende Antworten ab. Kein einziges Unternehmen konnte belegen, von welchem Hof die Tiere stammen, die die Daunen zu ihren Decken geliefert haben. Schon gar nicht konnten sie garantieren, dass die kleinen Federn nicht von lebenden Tieren stammen.
Der Hintergrund: Die sogenannte Lebendrupf ist EU-weit verboten, weil sie den Tieren unnötige Qualen zufügt. Praktiziert wird sie trotzdem – weil es ökonomisch sinnvoller ist, ein Tier mehrere Male zu rupfen als nur einmal nach dem Tod. Denn nur dann ist es – bis auf die Zeit der Mauser – legal. Daunen in Deutschland dürften also nur von Schlachtvieh stammen – immerhin zwei der zehn Anbieter (Kauffmann und Waschbär) ließen die Verbraucherschützer in die Schlachthöfe schauen – auch wenn es für die Bedingungen dort nur ein „ausreichend“ von Warentest gab.
Wenn es um das Befüllen der Decken ging, war die Transparenz zwar größer – Matratzen Concord hat sich jedoch komplett verweigert. „Das ist ein Armutszeugnis“, bilanzierte die Stiftung Warentest die fehlende Kooperationsbereitschaft der Branche. „So zäh war es noch nie“, stöhnen die Tester. Dafür fällt ihr Fazit vernichtend aus: Alle Siegel und Selbstverpflichtungen – selbst der hoch gelobte „Traumpass“, der Lebendrupf ausschließen soll, habe sich als „wertlos“ erwiesen. Die Siegel „bleiben den Beleg schuldig, woher die Daunen stammen – können also Lebendrupf nicht ausschließen“.
Für die Tiere ist das eine Qual: Außerhalb der Mauser sitzen die Federn so fest wie Menschenhaare. „Manche Gänse erleiden dabei Knochenbrüche“, sagt Stefan Johnigk von Provieh. Oft werden dafür auch Maschinen benutzt, die eigentlich fürs Rupfen toter Tiere gedacht sind.
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