Tausche Welpen gegen Smartphone

Wie Tierschützer skrupellosen Händlern das schnelle Geschäft mit Tier-Babys und Exoten im Internet verderben wollen.
von  Natalie Kettinger
Französische Bulldoggen sind momentan sehr angesagt. Diese hier sind jedoch viel zu jung, um sie von der Mutter zu trennen. Außerdem scheinen sie in einem schlechten Gesundheitszustand zu sein.
Französische Bulldoggen sind momentan sehr angesagt. Diese hier sind jedoch viel zu jung, um sie von der Mutter zu trennen. Außerdem scheinen sie in einem schlechten Gesundheitszustand zu sein. © Vier Pfoten

Hamburg - Zwei Schweinsaffen, ein Känguru, ein Paar Weißbüscheläffchen, Serval-Kitten oder gleich ein komplettes „Terrarium mit Schlange“: Wer über das nötige Kleingeld verfügt, kann sich auf Online-Tierbörsen einen kompletten Privat-Zoo zusammenkaufen.

Informationen über die Herkunft der Tiere oder ihren Gesundheitszustand sucht man in den Inseraten oft vergeblich – genau wie den Hinweis, dass manche Arten nur mit Genehmigung gehalten werden dürfen und für andere strenge Vorschriften gelten.

Die Stiftung „Vier Pfoten“ will diesen Wildwuchs nun eindämmen, indem sie die Portale bewertet und so die Kunden sensibilisiert.

"Tausche Welpe gegen Smartphone"

Seit Oktober 2015 haben Mitglieder der Tierschutz-Organisation auf 42 Plattformen in zehn Ländern recherchiert und dabei unfassbare Angebote entdeckt: „Ein Welpe, der gegen ein Smartphone eingetauscht wird; ein Pitbull, der illegal für Hundekämpfe angeboten wird; illegal aus Litauen importierte Welpen“, sagt Kampagnen-Leiterin Denise Schmidt.

Sie kann die Liste endlos fortsetzen: „Ein trächtiger Affe, den seine Besitzer loswerden wollen; ein Wildschwein, das zum Training für Jagdhunde feilgeboten wird; ein vom Aussterben bedrohter Katta, der als ,Haustier’ beworben wird oder ein Papagei im Tausch gegen einen Laptop – das sind nur einige Fälle, auf die wir im Zuge der Recherche gestoßen sind. Sie alle sind auf fehlende Regulierungen im Online-Tierhandel zurückzuführen.“

Die Tierschützer fordern, dass Anzeigen überprüft werden, bevor sie online gehen und illegale Inserate blockiert. Zudem sollen Angaben über Zustand und Herkunft der Tiere verpflichtend sein – und eine Liste der Tiere, die nicht verkauft werden dürfen; also Primaten, bedrohte Arten, Wildfänge, zu junge oder trächtige Tiere.

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Schlechteste Bewertung für quoka.de

Das „Vier Pfoten“-Team hat fünf deutsche Anzeigen-Portale überprüft: Markt.de, Ebay Kleinanzeigen (eBay Classifieds Group), Deine Tierwelt.de, Snautz.de und quoka.de. Den zwei Erstgenannten attestieren die Tierschützer „mehrere Maßnahmen zum Schutz von Kunden und Tieren auf ihrer Seite“, wobei diese noch ausbaufähig seien.

Deine Tierwelt schneidet ebenfalls relativ gut ab. Doch auch hier bestehe Nachbesserungsbedarf.

Bei Snautz.de hingegen seien „in den allgemeinen Nutzungsbedingungen nahezu keine Regeln für den Tierhandel vorhanden“. Allerdings habe die Plattform die Umsetzung einiger der geforderten Maßnahmen angekündigt.

Die schlechteste Beurteilung kassiert quoka.de: „Nahezu keine Regeln für den Tierhandel vorhanden. Auch die Bereitstellung von Käuferinformationen zu einem verantwortungsvollen Tierhandel sind ungenügend.“ Aber es besteht Hoffnung: Auch quoka.de hat den Dialog mit „Vier Pfoten“ aufgenommen.

Alle Infos zum Test: www.petdeception.org

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