Taucher finden vier Leichen in "Costa Concordia"
Fast sechs Wochen nach dem Kentern der "Costa Concordia" haben Taucher vier Leichen im überfluteten Teil des Kreuzfahrtschiffes gefunden.
Giglio/Rom - Die Toten wurden den Angaben des Krisenstabes auf Giglio zufolge am Mittwoch auf dem vierten Deck des Schiffes gesichtet. Das berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Die "Costa Concordia" war am 13. Januar mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der toskanischen Insel havariert.
Die Bergung der Toten werde wegen erschwerter Arbeitsbedingungen länger dauern, heißt es. Nach einer Überprüfung der Aussagen von Überlebenden der Havarie über den möglichen Verbleib von Vermissten waren Taucher nach längerer Pause gezielt wieder auf die Suche gegangen. 15 Passagiere und Crewmitglieder des Kreuzfahrtschiffes wurden zuletzt noch vermisst, unter ihnen 6 Deutsche.
Unter den Toten soll auch die fünfjährige Italienerin Dayana Arlotti aus Rimini sein, deren Schicksal in Italien viel Anteilnahme gefunden hatte. Sie war zusammen mit ihrem Vater auf der Kreuzfahrt. Ansonsten wurde über die Identität der jetzt entdeckten Leichen zunächst nichts bekannt.
Vor drei Wochen hatten die Rettungskräfte die Suche nach Vermissten im versunkenen Teil des Wracks offiziell eingestellt. Grund dafür sei die Sicherheit der Taucher, die an dem halb untergegangen Wrack arbeiteten, hatte Franco Gabrielli erklärt. Später hielt er aber eine weitere Suche im Wrack doch für möglich.
Gegen den Kapitän Francesco Schettino (52) wird seit dem Unfall wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, Havarie und Verlassen des Schiffes während der Evakuierung ermittelt. Schettino ist unter Hausarrest. Das Schiff war auf seiner nächtlichen Fahrt zu nahe an die Insel Giglio herangekommen und hatte einen Felsen gerammt.
17 Leichen waren seither geborgen worden. Eine Reihe von Einzel- und Sammelklagen gegen die Reederei sind angekündigt. Die Reederei Costa Crociere hat den Passagieren eine pauschale Entschädigung angeboten. Einen ersten Beweissicherungstermin haben die Ermittler für den 3. März angesetzt. Dabei geht es um den Fahrtenschreiber des Schiffes, der Auskunft über den Hergang des Unfalls geben soll.
Das Leeren der Tanks der "Costa Concordia" ist vorangekommen. Zwei Drittel der 2380 Kubikmeter Treibstoff, ganz überwiegend gefährliches Schweröl, sind abgepumpt. Damit hat sich die Gefahr einer größeren Ölpest im toskanischen Archipel verringert. Das restliche Öl sollen in den nächsten Wochen abgepumpt werden.
Danach muss die Genueser Reederei einen Plan für den Abtransport des 290 Meter langen Schiffes vorlegen. Offen ist, ob das havarierte und teilweise voll gelaufene Schiff nach dem Aufrichten zerteilt werden muss oder aber an einem Stück abtransportiert werden kann.
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