Stripperinnen mit Leib und Seele
Eine Kirchengemeinde schikaniert einen Nachtclub. Der holt zum Gegenschlag aus - Die Stripperinnen demonstrieren im Bikini vor der Kirche
WARSAW Wer in Warsaw im US-Bundesstaat Ohio am Sonntagmorgen die Kirche besuchen will, wird sich wundern. Seit drei Monaten demonstrieren Stripperinnen, nur mit Bikini bekleidet, vor der „New-Beginnings“-Kirche. Sie rauchen, mampfen Chips und bemalen Schilder mit Bibelzitaten.
Sie protestieren. Denn seit vier Jahren belagern und bekämpfen die Kirchengänger der 900-Seelen-Gemeinde den etwa 15 Kilometer entfernten Nachtclub „The Fox Hole“. Sie fotografieren Autokennzeichen von Besuchern und stellen sie ins Internet. Damit auch die Ehefrau erfährt, was ihr Gatte so treibt. Die Gläubigen wollen, dass „The Fox Hole“ dicht macht.
Pfarrer Bill Dunfee hat den Stripperinnen sogar finanzielle Unterstützung angeboten, wenn sie ihren Arbeitsplatz verlassen. „Ich versuche nur Geld zu verdienen“, wehrt sich Laura Meske, Stripperin und Mutter von vier Kindern. „Kein Mädchen träumt davon, an der Stange zu tanzen“, meint Anny Donewald, eine ehemalige Stripperin.
Pfarrer Dunfee sind die Einwände der Frauen egal. Er fühlt sich von Gott dazu berufen, den Stripclub zu schließen. „Unsere Gemeinde kann sich den Boden nicht mit dem Teufel teilen. Licht und Finsternis können nicht nebeneinander existieren.“ Der Stripclub muss weg.
Der Besitzer Tommy George versteht die Welt nicht mehr. Ein Gespräch zwischen ihm und Pfarrer Dunfee brachte keine Einigung. „Ich werde den Club nicht schließen. Niemals“, bekräftigt George. „Dunfee ist ein religiöser Extremist, der mich weghaben will.“ Einen letzten Ausweg sieht George doch. „Wenn diese Trottel von hier verschwinden, dann gehen wir auch.“Gila Baumöhl
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