Spinnenseide hilft beim Züchten künstlicher Haut

Spinnenseide hilft beim Züchten künstlicher Haut und könnte damit chronische Wunden und Verbrennungen heilen - so das Ergebnis einer Doktorarbeit an der Medizinischen Hochschule Hannover.
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Doktorandin Hanna Wendt betrachtet im Forschungszentrum der Medizinischen Hochschule in Hannover eine Spinne. Spinnenseide hilft beim Züchten künstlicher Haut und könnte damit chronische Wunden und Verbrennungen heilen.
Karin Kaiser/dpa Doktorandin Hanna Wendt betrachtet im Forschungszentrum der Medizinischen Hochschule in Hannover eine Spinne. Spinnenseide hilft beim Züchten künstlicher Haut und könnte damit chronische Wunden und Verbrennungen heilen.

Hannover - Die Arbeit wurde jetzt im Wissenschaftsjournal „PLoS ONE“ veröffentlicht. Spinnenseide sei den Aufgaben der Haut bestens gewachsen: Sie sei sehr stark, dehnbar und werde vom menschlichen Körper toleriert, erläuterte Doktorandin Hanna Wendt, die im Forschungszentrum der Klinik für Plastische Hand- und Wiederherstellungschirurgie mit Spinnenseide experimentierte.

Hier hatten Forscherinnen in der Vergangenheit bereits herausgefunden, dass sich mit den aus der „Goldenen Radnetzspinne“ gewonnenen Fäden Nerven reparieren lassen. Die Wissenschaftlerinnen „melken“ die tropischen Krabbeltiere regelmäßig. Mit einer eigens dafür konstruierten Kurbelmaschine ziehen sie aus jedem Spinnen-Hinterteil einen bis zu 400 Meter lange Seidenfaden.

Dieser Faden wird auf einen rechteckigen Rahmen gewickelt, wobei eine Fläche aus kleinen Maschen entsteht. Hanna Wendt trug Hautzellen auf diese Maschen auf und versorgte sie mit Nährstoffen, Wärme und Luft. Dabei wuchsen sie zu zwei übereinanderliegenden gewebeähnlichen Hautschichten heran. Im Tierversuch muss sich nach Angaben der Hochschule nun zeigen, wie gut dieser Ersatz anwächst. Um Spinnenseide in der Klinik einsetzen zu können, müsste sie allerdings synthetisch hergestellt werden, damit sie in ausreichender Menge vorhanden ist.

Die Forschungen zur Reparatur von Nerven mit Spinnenseide gehen Laborleiterin Kerstin Reimers zufolge gut voran. „Der erste Großtierversuch mit einem Schaf wurde sehr zufriedenstellend abgeschlossen“, sagte Reimers am Mittwoch. Die aus Proteinen bestehenden Spinnenfäden wurden schon im Mittelalter als Artzney eingesetzt und auf Wunden gelegt.

Ob das Wundermittel das Züchten künstlicher Haut voranbringt, müssen die weiteren Forschungen zeigen. Wissenschaftler versuchen seit langem, künstliche Haut herzustellen, um Menschen mit chronischen Wunden oder Verbrennungsopfern zu helfen. Derzeit wird sie bereits in der Kosmetikindustrie eingesetzt, um Produkte auf Hautirritationen zu testen. Tierversuche werden auf diese Weise überflüssig. Im Fraunhofer Institut für Grenzflächen und Bioverfahrenstechnik in Stuttgart ist sogar eine Anlage entwickelt worden, die künstliche Haut maschinell herstellt.

 

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