Spanair-Video zeigt keinen Brand im Treibwerk

In Madrid wachsen die Zweifel an der bisherigen Theorie über den Hergang der Katastrophe, bei der 152 Menschen starben. Die Toten wurden in einer Halle aufgebahrt: Viele können nur mit Hilfe von DNA-Analysen identifiziert werden.
Bei der Suche nach den Ursachen der Madrider Flugzeug-Katastrophe sind neue Fragen aufgetaucht. Entgegen den bisherigen Annahmen war beim Start der Unglücksmaschine der spanischen Fluggesellschaft Spanair offenbar kein Triebwerk in Brand geraten. Dies geht nach Medienberichten vom Freitag aus dem Videofilm hervor, den eine Kamera der staatlichen Flughafengesellschaft AENA aufgenommen hatte. Die Maschine sei erst in Flammen aufgegangen, als sie auf die Erde aufschlug und zerschellte.
Bisher hatte es als ziemlich sicher gegolten, dass beim Start der Maschine am Mittwoch ein Triebwerk Feuer fing. Dieser Brand, so war vermutet worden, könnte eine Kettenreaktion ausgelöst haben, die zum Absturz der zweistrahligen Maschine führte. Die Zeitung «El Pais» zitierte den Leiter der spanischen Zivilluftfahrtbehörde, Manuel Batista, am Freitag mit den Worten, bei einem Problem mit nur einem Triebwerk wäre das Flugzeug nicht abgestürzt. Bei der Spanair-Maschine müssen nach seiner Ansicht gleich mehrere Systeme versagt haben. Der Zeitung zufolgte zeigt ein Video der Flughafenbehörde AENA auch keinen Hinweis auf die Explosion eines Triebwerks, wie Überlebende dies berichtet hatten. Unter den Toten der Katastrophe sind nach Angaben der spanischen Regierung fünf Deutsche. Das Auswärtige Amt geht dem Hinweis auf ein fünftes deutsches Opfer mit Hochdruck nach, wie ein Sprecher sagte. Bestätigt werden könne dies jedoch nicht. Seit Donnerstag seien vier Experten des Bundeskriminalamtes (BKA) in Madrid, um die spanischen Behörden zu unterstützen. Bei vier der vermutlich toten Deutschen handelt es sich um eine vierköpfige Familie aus Bayern. Die Eltern, die Mutter 38 Jahre und der Vater 50 Jahre alt, und ihre beiden kleinen Jungen (acht und fünf Jahre alt) aus dem Münchner Vorort Pullach standen auf der Passagierliste der Spanair-Maschine.
Bis zur Unkenntlichkeit verkohlt
Die Toten wurden in einer Messehalle aufgebahrt. Bis zur Nacht zum Freitag wurden mehr als 40 Tote identifiziert. Bei fast 100 Opfern ist eine Identifizierung nach Angaben der Regierung nur mit Hilfe von DNA-Analysen möglich. Viele Leichen sind bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Unter den Toten sind auch 20 Kinder und Jugendliche. König Juan Carlos und Königin Sofía spendeten den Angehörigen der Toten in der Messehalle Trost. Papst Benedikt XVI. äußerte sich zutiefst betroffen über die Flugzeugkatastrophe und wünschte den Überlebenden eine rasche und vollständige Genesung. Aus Deutschland übermittelten Bundespräsident Horst Köhler und Lufthansa-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Mayrhuber den Hinterbliebenen der Opfer ihr Beileid. (dpa/AP)