Sonnenfinsternis-Rummel in Nowosibirsk

Ganz im Osten Russlands wird am Freitag ein spektakuläres Naturereignis zu sehen sein. Tausende Besucher aus der ganzen Welt warten bereits auf die Sonnenfinsternis, die der Stadt Nowosibirsk 140 Sekunden lang Ruhm bringt.
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So spektakuläre Sofi-Bilder erhoffen sich die Touristen in Sibirien
dpa So spektakuläre Sofi-Bilder erhoffen sich die Touristen in Sibirien

Ganz im Osten Russlands wird am Freitag ein spektakuläres Naturereignis zu sehen sein. Tausende Besucher aus der ganzen Welt warten bereits auf die Sonnenfinsternis, die der Stadt Nowosibirsk 140 Sekunden lang Ruhm bringt.

Ausgebuchte Hotels, Sonderflüge, eigens angelegte Campingplätze und tausende freiwillige Helfer - alles für ein 140 Sekunden langes Naturspektakel. Die russische Stadt Nowosibirsk, rund 5000 Kilometer östlich von Berlin hinter dem Ural gelegen, wird an diesem Freitag zur «Sofi»-Pilgerstätte.

Mehr als 15.000 ausländische Besucher, darunter hunderte Deutsche, reisen in die sibirische Metropole am Ob, um eine zwei Minuten und 20 Sekunden lange totale Sonnenfinsternis zu sehen. Dabei schiebt sich der Neumond vor die Sonnenscheibe und verdunkelt sie komplett - es erscheint eine schwarze Scheibe mit Strahlenkranz. Nowosibirsk ist weltweit die größte Stadt, in der das Phänomen - bei klarem Himmel - zu beobachten sein wird. In Deutschland ist ein derartiges Schauspiel erst wieder 2081 zu sehen. Zwischen Kiel und Konstanz ist das kosmische Schattenspiel am Freitagvormittag als sogenannte partielle Sonnenfinsternis zu beobachten, da der Mond von Mitteleuropa aus gesehen nur teilweise vor der Sonne vorbei wandert. Die Sonnenscheibe wird dabei je nach Standort zwischen 6 und 22 Prozent angeknabbert - wer vormittags gegen halb zwölf nicht extra hinschaut, wird das noch nicht einmal mitbekommen.

Warnung vor dem Blick in die Sonne

Fachleute warnen jedoch eindringlich davor, die Sonne ohne geeigneten Augenschutz wie eine «Sofi»-Brille zu beobachten: Schwere Netzhautschäden bis zur Erblindung können die Folge sein. In Mitteleuropa gab es zuletzt am 11. August 1999 eine totale Sonnenfinsternis, in Süddeutschland erlebten damals Millionen begeisterte Zuschauer die Verdunklung der Sonne. In Nowosibirsk ist das Spektakel der «Schwarzen Sonne» in voller Entfaltung zu beobachten: Der Mond schiebt sich komplett vor die Sonnenscheibe, mit einem Mal wird es für kurze Zeit Nacht. «Diese einzigartige Darbietung macht unsere Stadt am Freitag weltberühmt», frohlockt Oberbürgermeister Wladimir Gorodezki. Dabei sorge die sibirische 1,5-Millionen-Metropole auch für Hobby-Astronomen, die ohne eigenes Teleskop anreisen: Etwa 20 kostenlose Beobachtungsplätze, zum Teil malerisch am Ob-Ufer gelegen, mit insgesamt 200 Fernrohren habe die Kommune für Besucher eingerichtet, sagte Gorodezki der Agentur RIA Nowosti. An vielen Stellen würden Helfer spezielle Brillen anbieten, und für Notfälle stünden Sanitäter bereit.

Sonnenfinsternis-Galas mit Tanzmusik

Der wichtige Verkehrs- und Handelsknotenpunkt Nowosibirsk wolle die Sonnenfinsternis zur Imageförderung nutzen, betont Dmitri Mikitschenko, Chef des regionalen Tourismuskomitees. Derzeit sei Russlands drittgrößte Stadt international wohl nur als Station der berühmten Transsibirischen Eisenbahn bekannt. Daher soll pünktlich nach dem Ereignis gegen 17.45 Uhr Ortszeit im Zentrum ein buntes Treiben beginnen. Zudem bieten örtliche Clubs wie «New York Times» an der Lenin-Straße, in dem schon die deutsche Band Scorpions rockte, spezielle Abendshows an. Und einige der 87 Hotels veranstalten «Sonnenfinsternis-Galas» mit festlichen Buffets und Tanzmusik.

Deutsche Reisegruppe kommt mit der Transsib

Auch viele Deutsche erleben das Phänomen an Ort und Stelle. Allein 150 Jugendliche nehmen an einer zwölf Tage dauernden Tour teil, die von der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch mitveranstaltet wird. Von Moskau aus ging es für sie am vergangenen Wochenende im Zug Nummer 026 «Sibirjak» auf die 3000 Kilometer lange Fahrt. «Zum Essen serviert man im Sonderspeisewagen hoffentlich gute russische Küche», sagt Dana Ritzmann vom Moskauer Goethe-Institut, das die Reise mitorganisiert. In Nowosibirsk erleben die Jugendlichen aus zwölf Schulen und Verbänden mit 30 Gleichaltrigen aus Russland Ausflüge in die Region sowie Workshops und verfolgen das Naturschauspiel. «Der Sonne wegen nach Sibirien, das gab es noch nicht», wundert sich Dolmetscher Boris Berestow aus Nowosibirsk. Prognosen zufolge soll auch das Wetter mitspielen. Von einem Militäreinsatz wie am 9. Mai ist jedenfalls nichts bekannt: Damals hatte die russische Armee zum Tag des Sieges über Hitler-Deutschland mit einer Mixtur aus Stickstoff und einer Silberlegierung oder mit Zementpuder erfolgreich Wolken vom Himmel über Moskau vertrieben. (Wolfgang Jung, dpa)

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