Social Games: Spielen, bis der PC raucht

MÜNCHEN - Unzählige Internet-Nutzer beteiligen sich an Online-Vergnügen wie „Farmville“. Nur wenige setzen echtes Geld dabei ein. Für die Hersteller lohnen sich die Spiele trotzdem
Millionen Menschen ernten täglich Obst und Gemüse, bieten Kuchen in ihrem Café an und füttern ihre Fische im Aquarium. Aber nicht im echten Leben, sondern online. Auf Facebook, MySpace oder StudiVZ sind die so genannten Onlinegamer unterwegs. Das bekannteste Spiel ist „Farmville“. Doch was viele Mitspieler nicht wissen: Sie verraten bei diesen Spielen auch viel über sich selbst.
Was sind Social Games? Social Games sind kostenlose Spiele, die man nicht auf dem PC installiert, sondern einfach im Browser, also im Internet, spielen kann. Die Spiele basieren auf der Kommunikation und Interaktion von Spielern. Soziale Netzwerke wie Facebook sind daher die idealen Plattformen, um Social Games anzubieten. Dort haben sich die Spiele auch rasant verbreitet.
Wer spielt Social Games? Marktforscher haben über 1200 Nutzer aus den USA und England befragt. Das Ergebnis: In beiden Ländern ist der Anteil weiblicher Spieler größer als der Anteil männlicher Spieler. Das Durchschnittsalter liegt bei rund 43 Jahren. Nur sechs Porzent sind laut Studie 21 Jahre alt oder jünger.
Wer macht diese Spiele? Ein deutscher Anbieter ist Wooga. Das Unternehmen entwickelt seit Anfang 2009 Spiele speziell für soziale Netzwerke. Sein erstes Spiel „Brain Buddies“ wurde sofort ein Erfolg. Auf Facebook hat das Spiel fünf Millionen Nutzer. Der Anbieter Zynga, ein amerikanisches Unternehmen, betreibt ebenfalls Browserspiele für soziale Netzwerke. Auch auf den unternehmenseigenen Webseiten kann man die Spiele spielen.
Wie finanzieren sich diese Unternehmen? Die Unternehmen verdienen an dem Verkauf von virtuellen Währungen. Wer innerhalb des Spieles schneller vorankommen möchte oder besondere Güter nutzen möchte, muss mit realem Geld nachhelfen. „Diese Möglichkeit nutzen weniger als fünf Prozent der Spieler, und die einzelnen Beträge sind gering. Bei Millionen von Spielern kommt trotzdem eine Menge zusammen“, erklärt Wooga-Chef Jens Begemann.
Wie steht es um den Datenschutz der Spieler? Sobald sich Nutzer zu diesen Spielen anmelden, übertragen die Betreiber der sozialen Netzwerke Daten an die Spiele-Anbieter. Welche Daten das sind, hängt vom Netzwerk und Anbieter ab. Von Facebook werden standardmäßig alle öffentlich zugänglichen Informationen übertragen. Bei StudiVZ erstellt der Nutzer vorab eine Visitenkarte, in die er eintragen kann, welche Daten er weitergeben möchte. „Bei dem neuen System mit der Visitenkarte kann der Name geändert und auch die Nutzung des Profilbildes untersagt werden“, erklärt Begemann. Die Visitenkarten hält auch Henry Krasemann vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz für eine gute Lösung: „Der Nutzer hat dadurch sofort einen Überblick, welche Daten weitergegeben werden, und kann dies für jedes Spiel einzeln bestimmen. Wer bei Facebook spielen möchte, muss unter Umständen auch zulassen, dass E-Mail-Adresse, Geburtsdatum, Freundesliste und Wohnort an den Spiele-Anbieter weitergeleitet werden.
Dürfen Daten an Dritte weitergegeben werden? Die Weitergabe der Daten ist nach dem deutschen Datenschutzgesetz rechtens, sobald der Nutzer dem zugestimmt hat. „Wenn der User umfassend aufgeklärt wurde und der Nutzung seiner Daten zugestimmt hat, dürfen die Daten übertragen werden“, erklärt Carsten Ulbricht, Anwalt für Internetrecht.
Was passiert mit den Daten? Genutzt werden könnten persönliche Daten zum Beispiel für personalisierte Werbung.
Wie kann man sich dagegen schützen? Dass bestimmte Daten gespeichert werden, hält Begemann bei Social-Games für unumgänglich: „Man will ja mit Freunden spielen. Werden Name und Foto nicht übertragen, weiß keiner, wer da mit einem spielt.“ Wer sich schützen möchte, sollte die Datenschutzerklärungen der Anbieter lesen und hinterfragen, ob er die geforderten Daten auch wirklich preisgeben möchte, rät Krasemann. „Man sollte nur so viel angeben, wie erforderlich ist.“ Simone Schellmann