So wird der US-Präsident gewählt
Ein Kandidat kann in den Vereinigten Staaten von Amerika die Mehrheit der Wählerstimmen bekommen - und muss trotzdem nicht Präsident werden. Denn zwischen der Stimmenabgabe der US-Bürger und der Vereidigung des Präsidenten kommen die Wahlmänner ins Spiel.
Obama oder McCain – das ist die Frage des Tages. Die US-Bürger sind aufgerufen, den Präsidenten und seinen Vize zu wählen. Bisher haben sich über 153 Millionen Amerikaner registrieren lassen – 73,5 Prozent der Wahlberechtigten. Ein neuer Rekord! 1964 lag die Registrierung zuletzt mit 72,1 Prozent ähnlich hoch.
Ihren neuen Präsidenten wählen die Amerikaner nur indirekt. Zwar kreuzen sie auf ihren Wahlzetteln die Namen Obama oder McCain an. Doch die Stimmen gehen an so genannte „Electorals“, Wahlmänner, die erst nach dem eigentlichen Wahltag im „Electoral College“ (Wahlmännergremium) für ihren Präsidentschaftskandidaten stimmen. Derzeit gibt es 538 Wahlmänner. Um Präsident der USA zu werden, braucht ein Kandidat mindestens 270 Wahlmänner-Stimmen.
Dabei herrscht in den Bundesstaaten – mit Ausnahme von Maine und Nebraska – das „The winner takes it all“-Prinzip. Die Wahlmänner werden also nach dem Mehrheitswahlrecht ermittelt. Die Wahlmänner und -frauen, die ein Staat entsendet, gehören alle derselben Partei an. Wenn sich die Mehrheit der texanischen Wähler, egal wie knapp, für McCain entscheidet, sendet der Staat 32 Wahlmänner, die von der Republikanischen Partei aufgestellt wurden. Die texanischen Demokraten gehen leer aus. Daher kann es sein, dass ein Kandidat zwar US-weit die meisten Wählerstimmen erhält, aber trotzdem nicht Präsident wird.
Kalifornien schickt 55 Wahlmänner - Alaska drei
Die Zahl der Delegierten hängt von der Größe des Bundesstaates ab. Jeder Staat entsendet so viele Wahlmänner, wie er Senatoren und Kongressabgeordnete stellt. Derzeit schickt Kalifornien mit 55 die meisten Wahlmänner und -frauen und ist daher besonders mächtig. Bevölkerungsarme Staaten wie Alaska sowie der District of Columbia entsenden drei Electorals. US-Experten nennen besonders die drei Ostküstenstaaten Pennsylvania (21 Wahlmänner), Ohio (20) und Florida (27) als diejenigen, die es 2008 zu gewinnen gilt. Sie gehören zu den so genannten „Battleground-States“ (also Schlachtfeld-Staaten) oder „Swing States“ (Pendelstaaten). Dort hat keine Partei eine sichere Mehrheit. Seit 1960 haben die siegreichen Kandidaten mindestens zwei dieser Staaten gewonnen. Gestern bereisten Obama und Konkurrent McCain noch heiß umkämpfte Staaten, um in letzter Minute Wähler für sich einzunehmen.
Der Sieger steht meist schon in der Wahlnacht fest, sobald ein Kandidat die notwendige Mehrheit von 270 Stimmen erreicht hat. Das offizielle Prozedere dauert dagegen noch an. 41 Tage nach der Wahl treffen sich die Wahlmänner in den Hauptstädten ihrer Bundesstaaten, um den Präsidenten zu wählen. Dabei sind sie theoretisch nicht verpflichtet, für den Kandidaten ihrer Partei zu stimmen. Obwohl sich manchmal einige nicht an den Wählerauftrag halten, hat das noch nie eine Wahl ins Gegenteil verkehrt.
Die Wahlzettel werden versiegelt und an den Präsidenten des Senats in Washington gesandt. Der zählt sie am 6. Januar 2009 in einer gemeinsamen Sitzung von Senat und Repräsentantenhaus aus. Kommt die nötige Mehrheit nicht zustande, wählt das Repräsentantenhaus den Präsidenten. Am 20. Januar wird der neue Präsident vereidigt.
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