So sprechen die Jugendlichen
München - Sie haben sich angewöhnt, „Yolo“ (Egal, kommt von „you only live once“) mit einem Schulterzucken zu sagen, wenn der pubertäre Nachwuchs gesteht, statt in der Schule auf der Erotikmesse gewesen zu sein? Sie sagen LOL (Abk. laugh out loud) oder ROFL (rolling on the floor laughing), wenn die dreizehnjährige Tochter verkündet, sie ziehe jetzt mit ihrer großen Liebe zusammen?
Dann sind Sie ziemlich out. Denn diese Wörter haben 13- bis 18-Jährige zu den uncoolsten Wörtern des Jahres gewählt. Ein gutes hat das: Deine Mudda als Beleidigung gilt auch nicht mehr als cool. Seit 2001 schreibt der Wörterbuch-Verlag Pons die Sprache der Jugend auf (Wörterbuch der Jugendsprache 2014, Pons, 3,99 Euro). Teenies schicken die Wörter ein: Besonders häufig eingeschickte Wörter und kreative Schöpfungen kommen ins Wörterbuch.
Heuer sind das 1500 Wörter, die Deutsch zu Jugendslang pimpen (verbessern). Viele beschreiben den Themenkomplex Party, Flirt, Sex. Dabei sind die Jugendlichen wenig zimperlich: Gurkensalat soll eine Umschreibung für schwulen Sex sein, unter Pitstop versteht der gemeine Teenie eine Prostituierte, und wenn der Abend pornös war, dann war er außergewöhnlich gut, aber nicht zwangsläufig wegen aufgepumpter Brüste und lautem Uh-Ah-Sex.
Auch fisten ist bei den Jugendlichen keine Sexpraktik, sondern das freundschaftliche Aufeinandertreffen der Fäuste. Erstaunlich ist die negative Einstellung der jungen Leute heutzutage zum Öffentlichen Personennahverkehr und dem Radl: Gesindelcontainer (Straßenbahn), Unterschichtsbeschleuniger (Bus) und Eierfeile (Radl) heißt’s im Slang. Sind die Bälger so verwöhnt, dass Mutti sie zum Komasaufen fährt, weil sie keinen Bock auf den Gesindelcontainer haben?
In der Sprache zeigt sich, das Smartphones und Tablets eine große Rolle spielen: Appless ist einer, der technisch nicht auf dem neuesten Stand ist, und AFK heißt: Ich bin dann mal weg. Kommt von „Away from Keyboard“, womit die Tastatur am Computer gemeint ist, die es aber bei den modernen Spielereien so auch nicht mehr gibt. Könnte nächstes Jahr schon wieder out sein.
So erging es beispielsweise dem Assitoaster (Solarium), der als kreative Wortschöpfung in einem der ersten Jugendsprache-Wörterbücher stand und mittlerweile durch die nicht weniger kreative Klappkaribik und den Bitchburner ersetzt wurde. Bei manchen Wörtern aber können die Abwrackprämien-Bezieher (Rente) nur müde lächeln: Chacka (Los geht’s) kennt man doch von Motivationstrainer Emile Ratelband noch als „Tsjakkaa!“, und Heimscheißer gab’s auch schon immer.
Bedenklich hingegen das Frauenbild der Jugend: Alkopop, das ist kein süßes Mischgetränk mehr, das verboten gehört, sondern eine, mit der man nur betrunken schläft. Kinder gebären heißt abferkeln und der Hängebusen wird zum Knieschoner.
Das männliche Geschlechtsorgan hingegen ist meist positiv besetzt: Abpimmeln heißt rumhängen. Macht ja auch Sinn, oder? In diesem Sinne: Check die Wurst (bis bald)!
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