So gewinnen Pessimisten mehr Zuversicht
München - Wer immer nur negativ denkt, der gilt gemeinhin als Pessimist. Und Pessimisten haben einen üblen Ruf: Selbst der Duden findet mit den Worten "Lebensauffassung von Menschen, die alles von der schlechten Seite betrachten" eher wenig schmeichelhafte Worte für den Pessimismus und seine Anhänger. Höchste Zeit also für Pessimisten, ihre Denkweise umzukrempeln!
Damit der Pessimist sein Naturell verändern kann, muss er sich aber zunächst darüber bewusst werden, worin dieses besteht: Pessimisten trauen sich selbst nur wenig zu und hadern außerdem lange mit Niederlagen. Das macht das Leben zwar scheinbar sicherer, denn man geht nur selten ein Risiko ein. Aber wie heißt es so schön: "No Risk, no Fun". Langfristig macht die Unsicherheit und Negativität des Pessimisten sein Leben also trostloser und schwerer.
Besonders gefährlich ist dabei auch ein Teufelskreis, in den die meisten negativ denkenden Menschen hineingeraten: Weil sie sich zu wenig zutrauen, haben Pessimisten schlechtere Jobs und unbefriedigende Beziehungen. Das macht wiederum noch unzufriedener und bestätigt Schwarzmaler letztendlich in ihrer negativen Weltsicht. In der Psychologie bezeichnet man ein solches Phänomen auch als eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.
Pessimisten sind anfällig für körperliche Krankheiten
Schockierend ist ebenfalls, dass Pessimisten sogar besonders anfällig für körperliche Krankheiten sind, erklärt der Psychologe Hans Onno Röttgers aus Marburg.
Aber Pessimismus ist nicht durchweg schlecht - er bringt auch Vorteile mit sich: "Pessimistische Menschen sind vorsichtiger, bereiten sich besser auf mögliche Gefahren vor oder meiden diese von vorneherein", argumentiert Diplom-Psychologe Rolf Merkle aus Mannheim. Nichtsdestotrotz überwiegen laut der Meinung von Fachleuten die Nachteile der negativen Weltsicht deutlich. Und genau deshalb sollten Pessimisten zuversichtlicher werden und das Glas öfter mal als halbvoll statt halbleer betrachten.
Um eine negative Weltsicht zu verändern, sollte man sich fragen, woher diese überhaupt kommt. Aber wie für viele Fragen gibt es auch hier keine einfache Antwort. Denn die Gründe für eine pessimistische Lebenseinstellung sind vielseitig und komplex. Studien zufolge kann Pessimismus vererbbar sein. Aber die Gene bestimmen nicht alles!
Besonders entscheidend sind laut Röttgers die Lebenserfahrungen in der frühen Kindheit. Eine besondere Rolle spielt die sogenannte "Erlernte Hilflosigkeit": Wenn ein Kind erfährt, dass es keinen Einfluss hat und negative Konsequenzen unabhängig vom eigenen Verhalten auftreten, kann es eine negative Weltsicht entwickeln. Und solche Erfahrungen sowie die daraus resultierende negative Einstellung sind bei Erwachsenen noch fest verankert. Und auch übertriebene Warnungen der Eltern vor möglichen Gefahren des Lebens bleiben haften.
Optimismus kann erlernt werden
Nun aber die gute Nachricht: Der Mensch ist lernfähig - und kann auch Optimismus erlernen! Coach und Achtsamkeitslehrerin Elke Nürnberger empfiehlt vor allem zwei Vorgehensweisen: Zum einen soll man Neutralität in die eigene Gedankenwelt bringen, zum anderen ist es wichtig, im Hier und Jetzt zu leben. Dadurch vermeidet man, sich Horrorszenarien über die Zukunft auszumalen oder schlechte Erlebnisse in Dauerschleife im Kopfkino zu wiederholen.
Sinnvoll ist es auch, sich Verhaltensweisen von Optimisten abzuschauen. Psychologen bezeichnen diese Art des Lernens als "Lernen am Modell". Beispielsweise gehen Optimisten mit Niederlagen souveräner um und haken sie schnell ab, wohingegen sie Erfolge ausgiebig würdigen, erklärt Röttgers. Das sollten Pessimisten den Optimisten nachmachen.
Um sich Verhaltensweisen von Optimisten abzuschauen, sollen negativ denkende Menschen sich logischerweise möglichst oft mit Optimisten umgeben und stattdessen andere Pessimisten so gut es geht meiden. Denn Pessimisten unter sich bestätigen sich gegenseitig ihre negativen Anschauungen und erschweren so ein Umdenken.
Wer sich also an optimistischen Personen orientiert, in der Gegenwart lebt und auf seine eigenen Gedanken achtet, verändert nach und nach seine Denkweise und wird schon bald selbst zum Positivdenker.
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