So funktioniert der "dunkle" Teil des Internets

Es gilt als der anonyme Untergrund des Internets – das Darknet. Kriminelle handeln dort mit illegalen Produkten wie Waffen und Drogen. Auch der Amokschütze aus München soll sich seine Pistole im Darknet besorgt haben.
von  AZ
Polizeiliche Ermittlungen im Darknet werden dadurch erschwert, dass Täter Nicknames anonym handeln können.
Polizeiliche Ermittlungen im Darknet werden dadurch erschwert, dass Täter Nicknames anonym handeln können. © dpa

Heidelberg - Waffen, Drogen, Auftragsmorde – das alles können sich User im sogenannten Darknet besorgen. Auch der 18-jährige Ali S., der in München zehn Menschen bei einem Amoklauf erschossen hat, soll sich Medienberichten zufolge seine Tatwaffe im Darknet besorgt haben. Der ganz normale Internetsurfer, der sich auf Facebook, Amazon und ein paar harmlosen Internetseiten herumtreibt, fragt sich häufig: Was ist dieser Untergrund des Internets. Wie bekommt man überhaupt Zugang zu dem Online-Paralleluniversum?

Zugang zum Darknet mit ein paar Klicks

Im Darknet (englisch für "dunkles Netz") können sich Internetnutzer anonym bewegen. Der nur über Anonymisierungsdienste erreichbare Bereich des Internets wird etwa von Kriminellen genutzt, aber auch von Menschen, die viel Wert auf Privatsphäre legen oder in einem repressiven politischen System leben. Zugangsvoraussetzung ist eine Anonymisierungssoftware, etwa die kostenlose Software "Tor".

Wie funktioniert das Darknet? Eine Erklärung:

Das Internet und das World Wide Web sind eigentlich als offene Dienste konzipiert, in dem jeder mit jedem Daten austauschen kann. Im Darknet werden wie in einer Art Paralleluniversum abgeschirmte Verbindungen hergestellt, auf die man von außen nicht ohne weiteres zugreifen kann. In der Regel benötigt man eine Einladung, um Zugang zu einem Darknet zu erhalten. "Polizeiliche Ermittlungen in diesem Bereich werden vor allem dadurch erschwert, dass die Täter dank sogenannter Nicknames im Darknet weitestgehend anonym handeln können", erklärt der Leiter des Fachbereichs Cybercrime im Bundeskriminalamt, Carsten Meywirth.

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Wie hat sich das Darknet entwickelt?

Traditionell gibt es eine enge Verbindung zwischen illegalen Tauschbörsen und dem Darknet. Dort werden heute auch gestohlene Zugänge zu Videodiensten wie Netflix und Amazon, aber auch erbeutete Kreditkartennummern oder PayPal-Zugänge offeriert. Ermittlungen der Polizei zeigen aber auch, dass es in dem abgelegen Winkel des Internets auch um gravierende Straftaten wie illegalen Drogen- oder Waffenhandel geht. 

Wie funktioniert das technisch?

Für den Zugriff auf das "Netz der Finsternis" verwenden viele Anwender das "Tor"-Netz. "Tor" wird allerdings auch von denjenigen benutzt, die ein völlig legitimes Interesse an einer geschützten Kommunikation haben, etwa Menschenrechtsaktivisten oder User in Unrechtsstaaten. "Tor" steht für "The Onion Router" und wird als freie offene Software angeboten, mit der man sich einen verschlungenen Weg durch Tausende Computer von Freiwilligen suchen kann. Die Daten werden von einer Verschlüsselung nach der anderen umhüllt und wieder befreit, daher der Namensvergleich mit der Zwiebel (Onion). Überwacher können kaum rekonstruieren, woher der Aufruf einer bestimmten Website stammte.

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