Sieben Tage unter Trümmern überlebt: „Ich bin okay, sozusagen“

Audio von Carbonatix
PORT–AU–PRINCE - 69-Jährige überlebt sieben Tage unter den Trümmern. Mit Freudentränen in den Augen fallen sich Helfer in die Arme. Sie haben einen Menschen aus den Trümmern der Residenz des Erzbischofs gezogen. Lebend, eine Woche nach dem Beben.
Die alte Frau ist dürr wie eine Mumie, ihre Haare sind staubbedeckt. „Ich bin okay, sozusagen“, ruft Anna Zizi (69), als mexikanische Rettungskräfte sie auf einer Trage wegbringen. Sie ist dehydriert, hat eine ausgerenkte Hüfte und ein gebrochenes Bein. Auf der Trage stimmt sie Lobgesänge an.
Sie ist nicht die einzige, die eine Woche nach der Katastrophe, noch bevor das heftige Nachbeben den Inselstaat erschüttert, geborgen werden kann. Einen achtjährigen Jungen und ein zehnjähriges Mädchen finden Helfer aus New York – völlig ausgetrocknet, aber lebend. Die Eltern stehen daneben, sie heulen vor Freude und Erleichterung. Die Kinder werden in ein Zeltkrankenhaus gebracht. Kurz zuvor hatten die Retter aus dem eingestürzten Gebäude schon drei Kinder gezogen. Tot.
Aus einem zerstörten Krankenhaus holen südafrikanische Helfer zwei ältere Frauen, 60 und 67 Jahre alt. Unter den Tonnen von Stahl und Geröll vermuten sie noch vier weitere Überlebende. Aus der ehemaligen Residenz des Erzbischofs und aus einem Geschäft können drei weitere Frauen gerettet werden. Die 26-jährige Hotteline Lozama lächelt und umklammert die Wasserflasche, die ihr das französische Bergungsteam in die Hand gibt. Was für ein Glück, dass sie gefunden wurde. Nach einer Woche, begraben unter Trümmern.
Das sind die Momente, für die sich der Einsatz lohnt, die die Rettungsteams antreiben weiterzumachen, schneller zu suchen. Die die Hoffnung aufrecht erhalten, vermisste Freunde und Verwandte doch noch lebend in die Arme schließen zu können. lka
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