Sex statt Schäfchenzählen

Gute Nachricht für alle Langschläfer: Wer regelmäßig unter sieben Stunden schläft, gefährdet seine Gesundheit, sagt eine neue Studie. Volksweisheiten über den Schlaf – und was wahr ist.
von  Abendzeitung
Mindestesn sieben Stunden am Tag sollte man nach einer neuen Studie schlafen - sonst gefährdet man seine Gesundheit.
Mindestesn sieben Stunden am Tag sollte man nach einer neuen Studie schlafen - sonst gefährdet man seine Gesundheit. © obs/Schlaftracker

MÜNCHEN - Gute Nachricht für alle Langschläfer: Wer regelmäßig unter sieben Stunden schläft, gefährdet seine Gesundheit, sagt eine neue Studie. Volksweisheiten über den Schlaf – und was wahr ist.

Eine neue US-Studie besagt, dass „chronische Kurzschläfer“ ein schwächeres Immunsystem haben, öfter in Verkehrunfälle verwickelt sind und früher sterben. Bei Tests schnitten sie so schlecht ab, wie Menschen, die drei Tage nicht zur Ruhe kamen.

Kurzschläfer haben angeblich auch vergessen, wie es sich anfühlt, ausgeruht zu sein, so die Wissenschaftler. Der Müncher Schlafforscher Michael Wiegand stimmt nicht ganz mit seinen amerikanischen Kollegen überein – und bezweifelt auch andere Volksweisheiten über das Schlafen.

Erst nach sieben bis acht Stunden Schlaf ist man erholt

„Das trifft auf 80 Prozent der Menschen zu“, sagt Wiegand. „Schlaf ist sehr individuell.“ Es gebe aber auch einige wenige Kurzschläfer, die mit vier Stunden auskommen – ohne gesundheitliche Schäden davon zu tragen. „Wahrscheinlich ist unser Schlafpensum genetisch bedingt.“

Nach dem Sex schläft’s sich besser

„Bei Kaninchen stimmt das, doch eine Studie am Menschen gibts leider noch nicht“, so Wiegand. Laut der Studie schlafen vor allem weibliche Kaninchen nach dem Sex besonders friedlich. „Jeder von uns kennt das: War der Sex gut, ist man entspannt und schläft schnell ein“, sagt Wiegand. „War der Sex aber problematisch, voller Spannungen, oder nicht erfüllend, dann liegt man erstmal wach.“

Der Schlaf vor Mitternacht ist der beste

„Das ist eine Oma-Weisheit mit pädagogischer Absicht“, so Wiegand.

Wahr ist aber laut dem Münchner Somnologen: Die erste Portion Schlaf ist die erholsamste. „Wer also zwischen 21 und 22 Uhr zu Bett geht, für den ist der Schlaf vor Mitternacht der beste.“

Zu wenig Schlaf wird in der nächsten Nacht nachgeholt

„Nicht direkt. Wer eine Nacht durchgefeiert hat, wird in der nächsten nicht 16 Stunden schlafen“, sagt Wiegand. Der Körper verschafft sich Erholung durch einen intensiveren, nur wenige Stunden längeren Schlaf.

Man kann auch vorschlafen

„Schön wärs“, so Wiegand. „Aber wer nicht müde ist, kann auch nicht schlafen.“ Wer regelmäßig versuche vorzuschlafen, züchte sogar Schlafstörungen heran. „Fit schlafen zu gehen ist das sicherste Mittel für eine schlaflose Nacht.“

Bei Vollmond schläft man schlecht

Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg, aber sogar Schlafforscher Wiegand räumt ein: „Das kenne ich auch.“ Schlechter Schlaf bei Vollmond ist ein psychologischer Effekt. „Wenn man nachts aufwacht und sieht den Mond, fühlt man die Theorie bestätigt. Sieht man den Mond nicht, denkt man nicht darüber nach.“

Alte Menschen brauchen weniger Schlaf als junge

Ein wahres Märchen. „Alte Menschen neigen nur dazu, den Schlaf auf mehrere Portionen zu verteilen“, meint Wiegand. Mittagsschlaf, ein kurzer Nap vor dem Fernseher. „Wer ein Schlaftagebuch führt, wird merken, dass er über den Tag verteilt ebenfalls auf acht Stunden kommt.“

Schlummertrunks helfen

Wenn die heiße Milch mit Honig ein festes Ritual ist, ja. Sonst ist der Effekt gering. „Es ist ein psychologisches Schlafmittel, wie ein gutes Buch, das Nachtgebet.“ Dennoch: Milch und Honig beinhalten Tryptophan, ein Stoff der schlaffördernd wirkt.

Sport am Abend lässt gut schlafen

Nein, wer sich total verausgabt, wird mit Herzklopfen und Adrenalin im Körper ins Bett fallen – und nicht einschlafen können. „Ein kleiner Spaziergang ist aber förderlich“, sagt Wiegand.

Voller Bauch schläft schlecht

Ja, aber leerer auch, so Wiegand. „Essen Sie zwei Stunden vor dem zu Bett gehen, essen Sie in Ruhe und nicht zu schwer. Dann schläft man auch mit gefülltem Bauch gut.“

Schäfchen zählen macht müde

„Bevor Sie im Bett grübeln, beruhigt so etwas Belangloses und macht schläfrig“, sagt Wiegand. Am besten sei es jedoch, nicht über den Schlaf nachzudenken. „Da man aber eben nicht nicht denken kann, sollte man lieber Schäfchen zählen.“

Anne Kathrin Koophamel

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