Sex mit Hitler: Aufregung um Anti-Aids-Kampagne
HAMBURG - Er wollte aufrütteln, dem Virus ein Gesicht geben - und zeigte ausgerechnet Adolf Hitler, Josef Stalin und Saddam Hussein. Mit der Kampagne "Aids ist ein Massenmörder – schütz dich selbst“ hat ein Verein aus Saarbrücken weltweit Proteste ausgelöst.
Ein Anti-Aids-Spot hat mit Hitler- und Stalin-Darstellungen für Ärger gesorgt. Die Deutsche Aids-Hilfe fordert den sofortigen Stopp der Kampagne „Aids ist ein Massenmörder – schütz dich selbst“, die von einer Hamburger Werbeagentur für den Anti-Aids-Verein Regenbogen aus Saarbrücken hergestellt wurde.
Der Verein ruderte am Dienstag nach massiven Protesten zurück, stoppte den Spot im Internet jedoch nicht. In dem bisher im Internet zu sehenden Spot für Fernsehen und Kino wird ein Paar beim Sex gezeigt. Am Ende ist das Gesicht des Mannes zu sehen, der aussieht wie Hitler. Auf Plakaten werden außerdem die Gesichter Stalins und des früheren irakischen Diktators Saddam Hussein in ähnlicher Pose gezeigt. In einem Radiospot ist die nachgemachte Hitler-Stimme zu hören, die vor Aids warnt.
Die Kampagne solle „aufrütteln, das Thema wieder in den Mittelpunkt stellen und den Trend zum ungeschützten Geschlechtsverkehr stoppen“, erklärt der Verein Regenbogen auf seiner Internetseite. Ein Vereinssprecher hatte erklärt, die Kampagne solle vor allem junge Leute ansprechen. Man könne es nicht jedem recht machen, sagte er noch am Montag zu der Kritik. Am Dienstag dann ruderte der Verein zurück: „Es war in keiner Weise von uns beabsichtigt, Aids-Kranke oder HIV-Positive als Massenmörder darzustellen. Wir wollen dem Virus ein Gesicht geben“, sagte Jan Schwertner von Regenbogen bei einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz in Berlin.
"Verhöhnung der Opfer"
Vorher hatte die Kampagne scharfen Widerspruch auch im Ausland und bei weiteren Organisationen hervorgerufen. Die deutsche Aids-Hilfe sprach von einem „widerlichen Spot“. Der Zentralrat der Juden in Deutschland nannte die Kampagne eine Beleidigung und Verhöhnung des Schicksals der Opfer der Nazi-Diktatur. Kritik war auch in England laut geworden. Nach einem Bericht des „Daily Telegraph“ nannte die Nationale Aids-Stiftung den Spot vorverurteilend.
Die Deutsche Aids-Hilfe vertrat die Ansicht, die Filme seien eine der schlimmsten Kampagnen seit dem Ausbruch der HIV-Epidemie. „Dieser widerliche Spot mit einem Adolf-Hitler-Imitator verhöhnt alle Opfer des Nationalsozialismus und setzt HIV-positive Menschen mit Massenmördern gleich“, sagte Vorstandsmitglied Carsten Schatz. Er kritisierte, die Filme hätten „keine Botschaft, wie man sich vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen schützen kann“. Es gehe um Panikmache auf dem Rücken von Menschen mit HIV. (AP)
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