Sex-Erpressung im Internet nimmt zu - Polizei alarmiert

Dutzende Festnahmen bei Schlag gegen internationalen Erpresser-Ring . Kriminelle setzen Opfer mit Cybersex-Bildern unter Druck.
dpa, afp, tha |
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Sex-Attacken aus dem Internet: Das Symbolfoto zeigt eine Frau vor einem Computer - Interpol warnt vor skrupellosen Banden, die bereits Jugendliche in den Selbstmord getrieben haben.
dpa Sex-Attacken aus dem Internet: Das Symbolfoto zeigt eine Frau vor einem Computer - Interpol warnt vor skrupellosen Banden, die bereits Jugendliche in den Selbstmord getrieben haben.

Dutzende Festnahmen bei Schlag gegen internationalen Erpresser-Ring . Kriminelle setzen Opfer mit Cybersex-Bildern unter Druck. Schotte begeht Selbstmord

Manila – Das Phänomen des "Sextorsion" – Erpressung mit sexuell expliziten Fotos und Filmen – ist weltweit auf dem Vormarsch. Wie die internationale Polizeibehörde Interpol am Freitag warnte, werden dabei Internetnutzer unter Druck gesetzt und teilweise um tausende Euro erleichtert.

Nun seien bei einem Schlag gegen einen solchen Erpresser-Ring in den Philippinen 58 Verdächtige festgenommen worden, teilten Interpol und die örtliche Polizei in Manila mit.

Die "Sextorsion"-Ringe hätten nur ein Ziel: "Geld zu machen, egal, welche schrecklichen emotionalen Leiden ihren Opfern zugefügt werden", sagte Sanjay Virmani, der bei Interpol für den Kampf gegen Cyberkriminalität zuständig ist.

Opfer sind meist Männer, teilweise auch Minderjährige. Wie der philippinische Polizeichef Alan Purisma erklärte, kommen die meisten aus Hongkong, Indonesien, Singapur, den Philippinen, USA und Großbritannien.

Wie die Polizei erklärte, erstellen die Kriminellen falsche Internet-Identitäten junger attraktiver Frauen, vor allem in sozialen Netzwerken wie Facebook. Wenn sich die Opfer dann auf Cybersex einlassen, werden sie dabei ohne ihr Wissen gefilmt.

Die Erpresser drohen ihnen anschließend, die Bilder Angehörigen oder Freunden zukommen zu lassen, wenn nicht gezahlt wird. Allein in Hongkong zählte die Polizei mehr als 530 Opfer zwischen 20 und 30 Jahren. Einige von ihnen zahlten umgerechnet bis zu 11.000 Euro.

Besonders tragisch ist der Fall eines 17-jährigen Schotten, der sich wegen der Erpressungsversuche umbrachte - für den 17 Jahre alten Daniel Perry waren Scham und Verzweiflung offensichtlich zu groß.

Im Juli vergangenen Jahres nahm sich der Teenager in Schottland das Leben. Kurz zuvor hatte er ein Erpresserschreiben von einer Verbrecherbande auf den Philippinen erhalten

Eines ihrer Mitglieder hatte sich im Internet als attraktives Mädchen aus den USA ausgegeben und Perry dazu gebracht, sich vor seiner Internetkamera auszuziehen. Wenig später kam die Drohung, das schlüpfrige Bildmaterial online zu verbreiten.

Nur die Zahlung eines erheblichen Geldbetrags hätte demnach verhindern können, dass Freunde, Eltern und Verwandte Zugriff auf die Bilder bekommen. Der Fall Perry ist für die internationale Polizeiorganisation Interpol ein besonders tragischer.

Ihren Fahndern gelang jetzt ein Schlag gegen die Bande, die den jungen Schotten vermutlich erpresste. Bei der großangelegten Aktion gegen die Netzwerke auf den Philippinen wurden auch drei Männer festgenommen, die mit dem Fall Perry zu tun haben sollen.

Monatelang war zuvor verdeckt ermittelt worden. Von Entwarnung kann allerdings keine Rede sein. Die aufgedeckten Strukturen sind nach Einschätzung der Fahnder nur die Spitze des Eisberges.

Interpol hat Anhaltspunkte dafür, dass die Erpresser nicht nur von Asien, sondern auch von Afrika aus Opfer suchen. Hunderttausende Internetnutzer, die auf der Suche nach Beziehungen oder sexuellen Abenteuern waren, sollen schon in die Fänge von Kriminellen geraten sein und Dutzende Millionen Dollar an „Schweigegeld“ gezahlt haben.

Die Täter arbeiten nach Angaben von Interpol mittlerweile zum Teil in Call-Center ähnlichen Büros und werden in Lehrgängen für das schmutzige Geschäft geschult. Wer seinen Job besonders gut macht, kann Boni wie Bargeld-Prämien, Extraurlaub oder ein neues Handy erhalten.

„Die Täter interessieren sich nur für das Geld und nicht im geringsten für das Leid, dass sie ihren Opfern zufügen“, kommentiert Sanjay Virmani, Leiter der Interpol-Abteilung für digitale Kriminalität.

Im Schnitt verlangen die Erpresser nach Erkenntnissen der Polizeiorganisation 500 Dollar für die Vernichtung von freizügigen Bildern oder Videos. Teilweise wird aber auch die dreifache Summe oder noch mehr gefordert.

Deutsche Internetnutzer sind nach Angaben von Interpol bislang in vergleichsweise geringem Ausmaß betroffen. Aus dem einfachen Grund, dass viele Erpresser mangels Sprachkenntnis keine Anlockversuche über deutsche Online-Dating-Portale oder soziale Netzwerke starten können.

Wer es dennoch mit Kriminellen zu tun bekomme, solle sich sofort an die Polizei wenden, empfiehlt Interpol. Ganz gleich, wie unangenehm das Erpressungsmaterial auch sein möge

„Ein junger Mann aus Schottland hat infolge dieser Online-Aktivitäten sein Leben verloren. Die Folgen für seine Familie, seine Freunde und sein Umfeld sind unermesslich“, kommentierte Malcolm Graham von der schottischen Polizei den Ermittlungserfolg der vergangenen Tage. Nun sollten die Täter zumindest wissen, dass man sie überall auf der Welt aufspüren könne.

 

 

Tipps gegen Sex-Erpresser aus dem Internet


Was muss ich tun, wenn ich im Internet nicht Opfer von Sex-Erpressern werden will? Die internationale Polizeiorganisationen Interpol gibt zu diesem Thema Tipps. Eine Auswahl im Überblick:

1. Auch wenn das Internet großartig ist, um neue Bekanntschaften zu machen: Seien Sie vorsichtig im Umgang mit persönlichen Informationen!

2. Geben Sie über Messenger oder in Internetforen oder Blogs nie Ihren vollen Namen, Geburtsdatum, Adresse oder Schule an!

3. Teilen Sie Unbekannten über das Internet keine Dinge mit, die Sie vor Verwandten, Freunden oder Kollegen geheim halten möchten!

4. Denken Sie darüber nach, dass es einen vernünftigen Grund braucht, um mit jemandem ständig in Kontakt zu sein. Wenn Sie bei Internet-Bekannten Zweifel an deren Motiven haben, brechen Sie den Kontakt besser ab!

5. Wenn etwas zu gut klingt um wahr zu sein, dann ist es wahrscheinlich auch zu gut, um wahr zu sein!

 

 

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