Freilichtmuseum in Tirol ausgelöscht: Nur ein Gebäude hält Unwetter stand

Schutt, Trümmer, Wasser: Von der Museums-Attraktion in Gschnitz in Österreich ist kaum etwas übrig. Wie durch ein Wunder ist eine Kapelle stehen geblieben. Nun bittet der Verein um Spenden – die Anteilnahme ist groß.
von  Rosemarie Vielreicher
Das Mühlendorf vorher - und nach der Verwüstung am Montagabend.  Mühlendorf Gschnitz in Tirol/Facebook
Das Mühlendorf vorher - und nach der Verwüstung am Montagabend. Mühlendorf Gschnitz in Tirol/Facebook

"Willkommen im Mühlendorf Gschnitz" steht noch auf dem Eingangsschild geschrieben – dahinter türmen sich Geröll und Trümmer. Nur eine kleine Kapelle scheint dem schweren Unwetter Anfang der Woche in Tirol getrotzt zu haben. Zumindest von außen betrachtet.

In dem österreichischen Ort Gschnitz (400 Einwohner) in der Nähe des Brennerpasses war am Montagabend ein schweres Gewitter niedergegangen, mit Muren und Erdrutschen.

Das Mühlen-Freilichtmuseum wurde 2007 von einem Verein eröffnet, es sollte ein Erlebnis für die ganze Familie sein und erlebbar machen, wie Menschen vor 100 Jahren gearbeitet haben. So konnte man zum Beispiel die Getreidemühle bestaunen, die mit Wasserkraft angetrieben wurde. Oder die Schmiede und die Handwerkstätte. Nun scheint kaum mehr etwas davon übrig zu sein.

Wiederaufbau vom Freilichtmuseum in Tirol: Nun brauchen die Verantwortlichen Hilfe

Deswegen bitten die Verantwortlichen auf der Plattform Gofundme um Spenden.

Am Montagabend sei es still geworden in ihrem Tal, heißt es in dem Aufruf. "Gegen 18 Uhr läuteten die Kirchenglocken. Kurz danach hat man zum letzten Mal das Klappern der alten Mühlen gehört. Wenige Minuten später kam der Donner und dann war alles verstummt."

"Eine Flutwelle, wie sie hier noch nie jemand erlebt hat"

Die Wucht der Natur traf das Mühlendorf extrem: "Eine Flutwelle, wie sie hier noch nie jemand erlebt hat, hat in kurzer Zeit zerstört, was wir über 18 Jahre mit unendlich viel Herzblut, Freiwilligkeit und Zusammenhalt aufgebaut haben."

Viel Arbeit haben Freiwillige in den Ort gesteckt, der Geschichte erlebbar machen sollte.
Viel Arbeit haben Freiwillige in den Ort gesteckt, der Geschichte erlebbar machen sollte. © Mühlendorf Gschnitz

Dabei sei das Mühlendorf nie nur ein Museum gewesen, sondern ein Ort, an dem Geschichte lebendig werden sollte. "Wo Kinder staunend vor den Mühlen standen und Großeltern erzählten, wie früher das Korn gemahlen wurde."

Die Hängebrücke etwa sei so stark beschädigt, "dass niemand mehr sicher darübergehen kann". Sie müsse dringend erneuert werden. "Nur die kleine Kapelle St. Joseph steht noch. Schwer beschädigt, aber wie ein letzter Funke Hoffnung."

Auch die Kapelle ist schwer beschädigt

Auf Bildern des Inneren ist zu sehen, dass in dem Kirchlein Schlamm und Wasser steht. Die Holztür liegt umgefallen auf den Bänken, dahinter stehen noch Engelsfiguren und Jesu am Kreuz.

Jede Spende fließe zu 100 Prozent in den Wiederaufbau des Projekts. "Wir sind ein gemeinnütziger Verein, getragen von Ehrenamt, Zusammenhalt und dem Glauben daran, dass Geschichte nicht einfach verschwinden darf", so der eindringliche Appell.

Im Inneren der Kapelle schaut es ebenfalls nicht gut aus.
Im Inneren der Kapelle schaut es ebenfalls nicht gut aus. © Mühlendorf Gschnitz

Innerhalb von zwei Tagen kamen Stand Donnerstagabend schon über 5200 Euro zusammen. Der anvisierte Zielbetrag liegt bei 8000 Euro.

"So eine Idylle und jetzt ist alles platt"

Auf Facebook zeigen viele ihre Betroffenheit: "So eine Idylle und jetzt ist alles platt." Eine andere Nutzerin schreibt: "Es war ein persönlicher Kraftplatz und ich werde ihn immer im Herzen tragen."

Zur Spendenaktion:
https://www.gofundme.com/f/das-muhlendorf-gschnitz-ist-zerstort?utm_campaign=fp_sharesheet&utm_medium=customer&utm_source=email&lang=de_AT

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